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I. Herz.

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Pathologie der Ernährung.<br />

Ein Punkt darf freilich bei diesen Ueberlegungen nicht ausser<br />

Acht gelassen werden, nämlich die Grösse des Verbrauchs. Denn<br />

es liegt auf der Hand, dass auch die stärkste und energischste Anbildung<br />

nicht zur Vergrösserung eines Organs führen kann, wenn die<br />

Steigerung des Verbrauchs damit gleichen Schritt hält. Wollte ich<br />

an dieser Stelle die Bedingungen erörtern, von denen der Verbrauch<br />

von Körpersubstanz unter physiologischen Verhältnissen abhängt und<br />

die Formen besprechen, in denen die verschiedenen Organe und Gewebe<br />

Substanz abgeben, so würde ich Ihnen nur Bekanntes mittheilen<br />

können, was wir überdies auch in diesen Vorlesungen schon vielfach berührt<br />

haben. Für die eigentliche Wachsthumsperiode ist es ja geradezu<br />

charakteristisch, dass die Anbildung stärker ist, als der Verbrauch<br />

durch die Leistungen, resp. zu Zwecken des Organismus; es werden<br />

mehr Zellen im Rete Malpighi neugebildet, als verhornte Epidermisplättchen<br />

abgestossen, mehr Knochen apponirt, als resorbirt, und<br />

mehr contractile Substanz angesetzt, als bei und durch die Muskelthätigkeit<br />

verbraucht wird. Im Gegensatz dazu beruht beim Erwachsenen<br />

die gleichmässige Erhaltung der Grösse sowohl des gesammten<br />

Körpers, als auch der einzelnen Organe auf dem Gleichgewicht<br />

zwischen Anbildung und Verbrauch. Durch welche Mittel aber Seitens<br />

des Organismus dies Gleichgewicht bewerkstelligt wird, das lässt sich<br />

keineswegs in kurzen Worten und allgemein angeben. Kennen wir<br />

doch erst an wenigen Lokalitäten, wie Knochen und Epidermis, die<br />

morphologischen Vorgänge, mittelst deren die Anbildung und der Verbrauch<br />

vor sich geht; und selbst bei einem so vielstudirten Organ, wie<br />

dem Muskel, fehlt uns zur Zeit noch sehr viel an einer vollständigen<br />

Kenntniss des Stoffwechsels bei der Contraction. Auf alle Fälle darf<br />

man sich entfernt nicht ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältniss<br />

zwischen Anbildung und Verbrauch vorstellen, der Art, dass etwa überall<br />

viel angebildet würde, wenn und weil viel verbraucht worden, oder<br />

umgekehrt. Ein Nagel, der nicht geschnitten wird, hört deshalb nicht<br />

sofort auf zu wachsen, und wenn aus irgend einem Grunde die Epidermiszeilen<br />

nicht verhornen und deshalb nicht abgestossen werden,<br />

so wird die Neubildung von Zellen im Rete Malpighi nicht geringer.<br />

So einfach liegt die Sache nicht im Organismus; vielmehr hat die<br />

Anbildung so gut ihre eigenen Bedingungen, wie der Verbrauch und<br />

Verlust, und gerade wegen dieser gegenseitigen Unabhängigkeit muss<br />

auch der Verbrauch als einer von den Factoren berücksichtigt werden,<br />

von denen die Grösse der einzelnen Organe abhängt.

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