12.09.2013 Aufrufe

I. Herz.

I. Herz.

I. Herz.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14 Einleitung.<br />

Untersuchung aber giebt selbstredend nur immer Aufschluss über den<br />

Zustand der Lunge, der im Augenblick des Todes geherrscht hat. In<br />

diese Lücke tritt das pathologische Experiment. Mit seiner Hülfe<br />

sind wir in der Lage, die anatomische Geschichte zahlreicher hochwichtiger<br />

Processe genau zu eruiren, indem wir dieselben entweder in continuirlicher<br />

Beobachtung verfolgen, oder sie wenigstens in jedem uns<br />

beliebigen Zeitpunkt zur Untersuchung ziehen; so verdanken wir unsere<br />

besten Kenntnisse über krankhafte Entwicklungs- und Wachsthumsvorgänge,<br />

über Intoxicationen, über die entzündlichen, die thrombotischen<br />

und embolischen Processe, über die Wassersuchten und<br />

vieles Andere dem Experiment. Nicht minder wichtig ist dasselbe<br />

für das Kapitel der Krankheitsätiologie, das sogar seiner Natur nach<br />

für seine wirklich entscheidenden und durchgreifenden Fortschritte fast<br />

ausschliesslich auf das Experiment angewiesen ist. Endlich — und<br />

das ist vielleicht die schönste Aufgabe des Versuchs — bedienen wir<br />

uns desselben, gerade wie die Physiologie, um den Zusammenhang,<br />

die gegenseitige Abhängigkeit und den Mechanismus der Vorgänge in<br />

den diversen Krankheiten zu ermitteln. Ein Mensch mit einem Hirntumor<br />

zeigt unter anderen Symptomen einen tiefen Stupor: das Experiment<br />

wird zur Entscheidung angerufen, ob der Stupor eine Folge<br />

gesteigerten Hirndrucks ist. Ein Kranker, dessen Harnmenge sehr<br />

gering ist, bekommt Hautwassersucht; das Experiment muss entscheiden,<br />

ob dieselbe eine Folge der Wasseranhäufung im Blute ist oder nicht.<br />

Bei einem grossen pleuritischea Exsudat pflegt der arterielle Blutdruck<br />

sehr niedrig zu sein: wir greifen zum Versuche, um herauszubringen,<br />

ob diese Druckerniedrigung die Folge der theilweisen Verlegung der<br />

\ Lungenblutbahn oder von was sonst ist. Sie sehen, die Aufgaben des/<br />

'pathologischen Experiments sind zahlreich und bedeutsam. Wenn aber<br />

dem gegenüber die Experimental-Pathologie noch nicht auf jene Stufe'<br />

der Durcharbeitung und Vollendung gebracht worden ist, welche ihre'<br />

physiologische Schwester einnimmt, so wollen Sie nicht vergessen,.<br />

dass dies die erheblich ältere ist. Darum darf man, denke ich, mit<br />

Sicherheit erwarten, dass, nachdem man mit jedem Tage mehr lernt,<br />

die störenden Nebenwirkungen der Versuche, als Schmerz, Aufregung etc.<br />

auszuschliessen und die Experimente selbst zu verfeinern, es gelingen<br />

wird, das Gebiet des pathologischen Experiments noch bedeutend auszudehnen<br />

und zu erweitern. Freilich immer wird, das darf man sich<br />

nicht verhehlen, ein grosser Theil der Pathologie bleiben, der dem<br />

Experiment unzugänglich ist. Für einmal die Krankheiten der Organe,<br />

die so versteckt liegen, dass sie für den Experimentator unerreichbar

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!