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I. Herz.

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T^f<br />

Geschwülste. 731<br />

Aber damit, dass wir wissen, ein Lipom ist eine aus Fettgewebe,<br />

das Osteom eine aus Knochengewebe bestehende neugebildete Gewebs-<br />

masse, ist für die Definition einer Geschwulst noch nicht viel gewonnen.<br />

Denn bei der Obesitas handelt es sich auch um eine aus Fett be­<br />

stehende Gewebszunahme, jede Hyperostose ist eine Neubildung von<br />

Knochengewebe, und bei der compensatorischen Hypertrophie einer<br />

Niere sind sogar mehrere Gewebsformen in ganz complicirter Anord­<br />

nung neugebildet. Der Wunsch, die eigentlichen Gewächse grade von<br />

diesen Hypertrophien zu unterscheiden, macht es mir auch unmöglich,<br />

der von Lücke 10 gegebenen Definition zuzustimmen, obwohl sie sich<br />

grossen Beifalls unter den Fachgenossen erfreut hat. Lücke be­<br />

zeichnete eine Geschwulst als eine Volumszunahme durch Ge-<br />

websneubildung, bei der kein physiologischer Abschluss<br />

gewonnen wird. Aber wird denn bei einer <strong>Herz</strong>-, einer Blasen­<br />

hypertrophie ein physiologischer Abschluss gewonnen? und wo liegt<br />

der physiologische Abschluss bei einer Fiebermilz, einem miasmatischen<br />

Kropf? wo vollends bei einer chronisch entzündlichen Elephantiasis?<br />

Eine Geschwulstdefinition muss, wenn sie zutreffen soll, vor Allem,<br />

glaube ich, auf Einen Punkt Nachdruck legen, nämlich auf die Ab­<br />

weichung der Gewebszunahme vom morphologisch-anato­<br />

mischen Typus der Lokalität, Bei der Hypertrophie eines Uterus<br />

in Folge mangelhafter Involution oder chronischer Metritis bleibt<br />

immer die typische Gestalt des Uterus erhalten, während das Fibro-<br />

myom davon durchaus abweicht: bei der Hypertrophie eines mehr­<br />

schichtigen Epithels nimmt lediglich die Dicke zu und die regelmässige<br />

Schichtung bleibt vollkommen bewahrt — beim Carcinom entstehen<br />

Epithelien in ganz unbeständiger und unregelmässiger Richtung; auch<br />

beim Adenom, so sehr es im Einzelnen der Structur der betreffenden<br />

Drüse sich anschliesst, fehlt doch viel, dass die Gesammtanordnung<br />

der Acini oder Schläuche so den normalen Drüsenbau wiederholt,<br />

wie es bei einer echten Drüsenhypertrophie der Fall ist; und während<br />

bei der hochgradigsten Polysarcie das Fettpolster, so mächtig es auch<br />

ist, doch immer genau den Typus und die anatomische Anordnung<br />

eines Panniculus adiposus innehält, weiss die normale menschliche<br />

Morphologie Nichts von einem Formentypus, wie er sich in einem<br />

Lipom darstellt. Das Atypische ist ein bedeutsames, ja unerläss-<br />

liches Kriterium nicht blos, wie Waldeyer Q ausgesprochen hat, des<br />

Carcinoms, sondern jeder echten Geschwulst, mag ihre histolo­<br />

gische Structur sein, welche auch immer. Aber dass auch diese Defi-

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