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I. Herz.

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538 Pathologie der Ernährung.<br />

wordenen Krankheit, die zu den Geissein des Mittelalters gehört hat.<br />

Es ist dies eine ganz exquisite Vergiftung, welche nur deshalb epidemisch<br />

als Volkskrankheit auftrat, weil sehr viele Individuen von dem<br />

Gifte, nämlich dem Getreide beigemischtem Mutterkorn genossen. Von<br />

den Symptomen genügt es an dieser Stelle anzuführen, dass die<br />

Menschen, welche längere Zeit mutterkornhaltiges Brod gegessen hatten,<br />

zunächst von Verdauungsstörungen, allgemeiner Schwäche und Mattigkeit,<br />

Schwindelgefühl und Schlaflosigkeit, demnächst von knebelnden<br />

Empfindungen und Taubsein, abwechselnd mit Schmerzen, in den Extremitäten,<br />

in den höheren Graden auch von Zuckungen und Convulsionen<br />

in denselben befallen wurden. Nachdem alle diese Zustände eine<br />

Weile gedauert hatten, trat zuerst an irgend einer Stelle, gewöhnlich<br />

den Zehen, Brand auf, der bald um sich griff und zum Verlust grosser<br />

Theile der Extremitäten, aber auch Ohren und Nase führte. Die<br />

Deutung dieser Nekrosen ist deshalb nicht zweifellos, weil gegenwärtig,<br />

wie bemerkt, wegen sorgfältigerer Bodenkultur so schwere<br />

Mutterkornvergiftungen beim Menschen nicht mehr vorkommen, unsfere<br />

Versuchsthiere aber bereits Ergotindosen zu erliegen pflegen, welche<br />

mit den bei der Kriebelkrankheit, wie der Ergotismus auch geheissen<br />

wurde, genossenen entfernt nicht zu vergleichen sind. Am<br />

verbreitetsten ist die Auffassung, dass durch das Ergotin spastische<br />

Contractionen der kleineren Arterien gesetzt werden, und dass diese<br />

Anämien bei den an und für sich schlecht genährten, überdies durch<br />

die Krankheit selbst ganz besonders heruntergebrachten Individuen<br />

die Nekrosen erzeugen. Ist diese Auffassung richtig, so ist der Ergotismus<br />

ein vortrefflicher Beleg für unsere obige These; doch will<br />

ich Ihnen nicht verhehlen, dass neuerdings die verengernde Wirkung<br />

des Ergotins auf die Gefässe in Frage gestellt worden ist. Zweifel 7<br />

plädirt dafür, dass lediglich die durch das Mutterkorn erzeugte Anästhesie<br />

für die Nekrosen verantwortlich gemacht werden müsse, und<br />

parallelisirt den Ergotinbrand mit den traumatischen Nekrosen der<br />

Thiere, denen der Ischiadicus oder der Plexus brachialis durchschnitten<br />

worden, und die deshalb Schädlichkeiten, die das Bein treffen, weil<br />

sie dieselben nicht merken, auch nicht abwehren 8 . In gewissem Sinne<br />

könnte man übrigens auch diese traumatischen Nekrosen als Beweise<br />

unserer Aufstellung heranziehen, wenn wenigstens durch die Neurotomie<br />

auch die Gefässnerven getrennt worden sind. Denn ganz gewiss<br />

setzt die dadurch bedingte Circulationsstörung die Widerstands­<br />

fähigkeit der Gewebe gegen Traumen herab. Für die Cornea hat in-

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