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I. Herz.

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Pathologie der Ernährung.<br />

Nicht besser steht es mit dem zweiten Argument, welches von den<br />

Anhängern der tuberkulösen Prädisposition mit grossem Nachdruck<br />

ins Feld geführt zu werden pflegt, nämlich der Vererbung der<br />

Krankheit von den Eltern auf die Kinder. Handelte es sich hierbei<br />

um eine wirkliche Vererbung in dem Sinne, dass die Kinder tuberkulöser<br />

Eltern mit Tuberkulose auf die Welt kommen, wie es bei der<br />

Syphilis nur zu oft gesehen wird, so würde freilich die hereditäre<br />

Tuberkulose Nichts für eine etwaige Prädisposition beweisen, indess<br />

zählen die gutbeglaubigten Fälle von wirklich congenitaler Tuberkulose<br />

zu den allergrössten Raritäten 36 , und so sehr ist die Tuberkulose<br />

eine Krankheit des extrauterinen Lebens, dass auch in den tuberkulösen<br />

Familien die sehr grosse Mehrzahl der Individuen erst nach<br />

mehrjähriger Lebensdauer, gar Viele z. B. erst nach der Pubertät,<br />

nachdem sie ihre Kindheit in ungetrübtem Wohlbefinden verbracht<br />

haben, der Krankheit zum Opfer fallen. Aber folgt daraus wirklich,<br />

dass in diesen Fällen zwar nicht die Tuberkulose selber, wohl aber<br />

die Disposition, die Anlage dazu vererbt ist? Im Gegentheil<br />

sprechen die, wenn auch sehr seltenen, so doch positiven Beobachtungen<br />

von congenitaler Tuberkulose offenbar für die von uns vertretene<br />

Auffassung, dass die Tuberkulose eine Infectionskrankheit ist,<br />

deren specifisches Virus, ganz wie das der Syphilis, von den Erzeugern<br />

auf die Kinder übertragen werden kann. Doch bedarf es auch<br />

zur Erklärung des späteren Erkrankens der Kinder tuberkulöser Eltern<br />

meines Erachtens der Annahme einer vererbten Anlage zu dieser<br />

Krankheit nicht. Denn der Umstand, dass mehrere Mitglieder einer<br />

Familie tuberkulös werden, beweist im Grunde nichts Anderes, als<br />

dass in derselben Bedingungen existiren, welche die Tuberkulose hervorzurufen<br />

geeignet sind, und welch' günstigere Bedingungen kann es<br />

dafür geben, als das Vorhandensein eines Phthisikers in der Familie ?<br />

Wenn ein Kind, das von seiner tuberkulösen Mutter genährt worden,<br />

selbst tuberkulös wird, so liegt es doch viel näher, an dje Uebertragung<br />

der Krankheit durch die Muttermilch, in die das Virus derselben<br />

übergehen kann, zu denken, als an die Vererbung einer krankhaften<br />

Constitution 37 . Wie Viele mögen ferner^die Krankheit durch<br />

die Einathmung der getrockneten und später zerstäubten Sputa ^Ines<br />

phthisischen Familiengliedes erwerben! Kurz, wo der Möglichkeiten<br />

zur Acquirirung der Tuberkulose so viele sind, da müssen wir" jedenfalls<br />

ganz andere Beweise, als die bisher beigebrachten, verlangen, ehe

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