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I. Herz.

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Pathologie der Ernährung.<br />

Sinne, von der beim Geschwulstwachsthum meines Erachtens kaum<br />

oder doch nur mit grosser Einschränkung die Rede sein kann. Denn<br />

das Wachsthum ist eine ganz gewaltige Kraft, und wenn es auch hin<br />

und wieder beobachtet wird, dass ein Sarkom oder ein Markschwamm<br />

erst rapide zu wachsen beginnt, nachdem die Haut durchbrochen ist,<br />

so hat man doch unendlich viel häufiger Gelegenheit, zu constatiren,<br />

dass die Haut die Ausdehnung einer Geschwulst durchaus nicht genirt.<br />

Geschwülste jeder Art, harte wie weiche, ein Osteom so gut wie ein<br />

Lipom, ein Fibrom oder Myom so gut wie eine Struma können ganz<br />

colossale Dimensionen erreichen, ohne dass die darüber gelegene Haut<br />

oder Muskeln oder Serosa das im Geringsten zu hindern vermöchten.<br />

Vielmehr werden von dem wachsenden Neoplasma alle Gewebe zur<br />

Seite und auseinander gedrängt, Muskeln, Nerven, Gefässe völlig<br />

platt gedrückt, die knorplige Trachea verschoben und comprimirt;<br />

ja selbst ein so festes Gewebe, wie der Knochen, widersteht dem<br />

Wachsthumsdruck eines Fibroms, einer mediastinalen Struma oder<br />

eines Teratoms nicht, sondern wird tief usurirt, resp. verfällt der<br />

Druckatrophie. AVenn aber hiernach ein mechanischer Widerstand<br />

der Nachbargewebe gegen das Wachsthum einer Geschwulst füglich<br />

nicht in Betracht kommen kann, so gilt das doch keineswegs für<br />

das, was ich den physiologischen AViderstand zu nennen vorschlagen<br />

möchte. Das ist kein transcendentaler Begriff, sondern die<br />

normale Entwicklungsgeschichte lehrt in der positivsten Weise, dass<br />

die gegenseitigen Gewcbsgrenzen niemals durchbrochen<br />

werden. Die Nerven wachsen nicht in die Muskeln oder in die Haut<br />

hinein, sondern bestimmte Zellen in der betreffenden Region des<br />

Embryo differenziren sich zu Nerven. Von den Drüsen haben die<br />

denkenden Embryologen seit je, und jedenfalls lange vor Boll, gewusst,<br />

dass sie nicht durch ein Hineinwachsen der Epithelzellen in<br />

das gefässhaltige Bindegewebe, sondern durch ein Sichentgegenwachsen<br />

von vasculärem Bindegewebe und Epithel entstehen. Sollte ein so<br />

wichtiges, durchgehendes Wachsthumsprincip in der Entwicklungsgeschichte<br />

der Geschwülste nicht gelten? Bei der sehr grossen Mehrzahl<br />

aller Geschwülste bewährt es sich in der That vollkommen; sie mögen<br />

noch so stark wachsen, und zwar ganz gleichgültig, ob ihre Begrenzung<br />

eine scharfe oder diffuse, sie werden die anstossenden Gewebe ver­<br />

drängen, comprimiren und selbst zu hochgradiger Atrophie bringen,<br />

aber immer machen sie vor der Grenze des fremden Gewebes Halt<br />

und dringen nicht in dasselbe hinein. Bei einer Anzahl von Gewächsen,

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