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I. Herz.

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Plethora und Anämie. 409<br />

resultirt. Und nun gar die Symptome, welche als Beweise für eine<br />

Ueberfüilung des Gefässsystems angeführt werden! Ein voller Puls.<br />

eine blühende, geröthete Gesichtsfarbe, Neigung zu Congestionen in<br />

verschiedenen Organen einerseits, zu Stauungen und Stockungen an­<br />

dererseits, endlich die Entwicklung einer Volumsvergrösserung des<br />

<strong>Herz</strong>ens, ohne dass eine der sonst bekannten Ursachen vorliegt — das<br />

sind die Momente, auf die hin die Diagnose einer Plethora gestellt<br />

wird, obsehon dieselben mit den Symptomen, welche die plethorisch<br />

gemachten Thiere darbieten, keinerlei Aehnlichkeit zeigen und ob­<br />

sehon es jedenfalls nicht die geringste Schwierigkeit haben würde,<br />

alle diese Zustände auf ganz andere Weise, z. B. aus Innervations-<br />

störungen des Gefässsystems, ebenso befriedigend zu erklären. Auch<br />

zweifle ich keinen Augenblick, dass dieselben Autoren, welche von<br />

der Plethora der Schlemmer mit einer Zuversichtlichkeit sprechen 5 ,<br />

als handelte es sich um einen Grundsatz der Physik oder Mathe­<br />

matik, auf directe Befragung sofort zugestehen werden, dass an einem<br />

wissenschaftlichen Beweis für die Plethora so gut wie Alles fehlt.<br />

Bis aber dieser erbracht wird, möchte es sich für uns denn doch<br />

empfehlen, an dem durch gute Thierversuche gerechtfertigten Skepti-<br />

cismus festzuhalten und uns darin nicht beirren zu lassen, dass es<br />

eine echte und reine Polyämie unter keinen Umständen<br />

anders, als vorübergehend, geben kann.<br />

Nicht ohne Absicht betone ich dabei die Dauer der Plethora;<br />

denn in jüngster Zeit ist die bemerkenswerthe Thatsache ermittelt<br />

worden, dass — auch ganz abgesehen von rascher Zufuhr übergrosser<br />

Quantitäten von Flüssigkeit etc. vom Verdauungstract aus — eine<br />

Ueberfüilung des Gefässsystems mit Blut, also eine typische Polyämie<br />

vorübergehend sogar sehr häufig vorkommt, und zwar bei Neu­<br />

geborenen. Schuck in g 6 hat zuerst nachgewiesen und zahlreiche<br />

Geburtshelfer 7 haben es seitdem bestätigt, dass besonders bei solchen<br />

Geburten, in denen die Austreibungsperiode lange dauert, ein grosser<br />

Theil des Blutes der fötalen Place nta von den Contractionen<br />

des Uterus in das Gefässsystem des Kindes hineingepresst<br />

wird. Was auf diese Weise dem Kinde infundirt wird, ist durchaus<br />

nicht wenig; vielmehr sind von verschiedenen Autoren Quantitäten<br />

bis 100 Grm. und darüber mittelst der Waage bestimmt worden,<br />

d. h. mehr als die Hälfte der durchschnittlichen normalen Blutmenge<br />

der Neugeborenen. Aber der weitere Verlauf dieses gleichsam von<br />

der Natur selbst angestellten Plethoraversuches ist durchaus derselbe,

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