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William MacDonald Kommentar zum Neuen Testament - DWG Radio

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Einführung<br />

I. Einzigartige Stellung im Kanon<br />

Einige Bibelleser werden der Ansicht<br />

sein, daß wir sehr gut ohne diesen Brief<br />

von Paulus auskommen könnten. Sie<br />

haben völlig unrecht. Zunächst einmal<br />

wird er allgemein als authentischer persönlicher<br />

Brief direkt aus dem Herzen<br />

des Apostels anerkannt. Als solcher ist er<br />

zunächst einmal ein Kleinod. Er ist<br />

oft mit einem weltlichen Brief <strong>zum</strong><br />

gleichen Thema – über einen entlaufenen<br />

Sklaven – verglichen worden, der<br />

von dem römischen Autor Plinius dem<br />

Jüngeren an einen Freund gerichtet wurde.<br />

Außer im Bereich eleganter Rhetorik<br />

ist dieser Paulusbrief der bessere.<br />

Dieser kleine Brief zeigt die Höflichkeit,<br />

den Takt – mit einem Quentchen<br />

Humor – und das liebende Herz<br />

des Paulus. Während er keine direkten<br />

Lehren enthält, ist er ein vollkommenes<br />

Beispiel der Lehre des stellvertretenden<br />

Auf-sich-Nehmens von Konsequenzen,<br />

weil Paulus Philemon auffordert, alles<br />

ihm anzurechnen. So, wie das Fehlverhalten<br />

dem Paulus angerechnet<br />

wurde, und seine Fähigkeit zu helfen auf<br />

den hilflosen Zustand des Onesimus<br />

angewendet wurde, so werden auch die<br />

Sünden des Christen unserem Herrn<br />

angerechnet und die errettenden Verdienste<br />

unseres Herrn werden dem<br />

Christen angerechnet. Kein Wunder, daß<br />

der große Reformator Martin Luther<br />

schrieb:<br />

Diese Epistel zeigt ein meisterlich lieblich<br />

Exempel christlicher Liebe. Denn da sehen<br />

wir, wie St. Paulus sich des armen Onesimus<br />

annimmt und ihn gegen seinen Herrn ver-<br />

Der Philemonbrief<br />

»Ein echtes Meisterstück der Kunst des Briefschreibens.«<br />

Ernest Renan<br />

»Wir alle sind [des Herrn] Onesimi.«<br />

Martin Luther<br />

tritt mit allem, was er vermag, und stellet<br />

sich nicht anders, als sei er selbst Onesimus,<br />

der sich versündigt habe.<br />

Doch tut er das nicht mit Gewalt oder<br />

Zwang, wozu er wohl Recht hätte, sondern<br />

entäußert sich seines Rechtes, womit er<br />

zwingt, daß Philemon auf sein Recht auch<br />

verzichten muß. Eben wie uns Christus<br />

getan hat gegenüber Gott dem Vater, also tut<br />

auch St. Paulus für Onesimus gegenüber<br />

Philemon … Denn wir sind alle seine<br />

Onesimi, wenn wir’s glauben. 1)<br />

II. Verfasserschaft<br />

Jeder bis auf die allerkritischsten Ausleger<br />

akzeptieren die paulinische Verfasserschaft<br />

des Philemonbriefes. Renan war<br />

sich sogar der Echtheit dieses Briefes so<br />

sicher, daß er daraufhin seine eigene Ablehnung<br />

der Echtheit des eng mit diesem<br />

Brief verbundenen Kolosserbriefes anzweifelte.<br />

Weil der Philemonbrief so kurz und<br />

so persönlich ist, ist es nicht erstaunlich,<br />

daß es nur wenige frühe Zitate aus diesem<br />

Brief gibt.<br />

Äußere Beweise<br />

Philemon wird zitiert bzw. es wird auf<br />

ihn angespielt in den Schriften des Ignatius,<br />

des Tertullian und Origines. Eusebius<br />

sagt, daß er eines der biblischen<br />

Bücher sei, die von allen Christen akzeptiert<br />

würden (homologoumena). Marcion<br />

führt ihn in seinem »Kanon« auf, und<br />

der Brief wird auch vom Muratorischen<br />

Kanon genannt.<br />

Innere Beweise<br />

Auch in diesem kurzen Brief erwähnt<br />

Paulus seinen Namen dreimal (V. 1.9.19).<br />

Die Verse 2.23.24 weisen eine enge Ver-<br />

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