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William MacDonald Kommentar zum Neuen Testament - DWG Radio

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Römer 9<br />

andere zur Unehre« aus einem anderen<br />

Teil. In einer Situation, in der jeder unwürdig<br />

ist, kann er seinen Segen über<br />

denjenigen ausschütten, den er erwählt,<br />

und den Segen vorenthalten, wem<br />

immer er will. »Wo niemand einen Verdienst<br />

hat,« schreibt Barnes, »ist das<br />

Höchste, was man verlangen kann, daß<br />

er niemanden ungerecht behandelt«. 37)<br />

9,22 Paulus zeigt nun »Gott«, den<br />

großen Töpfer, wie er scheinbar unter<br />

einem Interessenkonflikt leidet. Einerseits<br />

will er »seinen Zorn erweisen« und<br />

»seine Macht« zeigen, indem er die Sünde<br />

bestraft. Doch andererseits wünscht er<br />

sich, »die Gefäße des Zorns, . . . die <strong>zum</strong><br />

Verderben zubereitet sind«, geduldig zu<br />

behandeln. Das ist der Kontrast zwischen<br />

der gerechten Härte Gottes einerseits und<br />

seiner barmherzigen »Langmut« andererseits.<br />

Die Argumentation läuft folgendermaßen:<br />

»Wenn es absolut gerechtfertigt<br />

wäre, wenn Gott die Sünder sofort<br />

bestrafen würde, jedoch statt dessen<br />

große Geduld mit ihnen hat, wer kann<br />

ihn dann noch anklagen?«<br />

Man beachte sorgfältig die Formulierung:<br />

»Gefäße des Zorns, . . . <strong>zum</strong> Verderben<br />

zubereitet.« »Gefäße des Zorns«<br />

sind diejenigen, deren Sünden sie dem<br />

»Zorn« Gottes unterwerfen. Sie werden<br />

durch ihre eigene Sünde, ihren Ungehorsam<br />

und ihre Auflehnung »<strong>zum</strong> Verderben<br />

zubereitet«, und nicht durch irgendeine<br />

willkürliche Bestimmung Gottes.<br />

9,23 Wer kann sich beklagen, wenn es<br />

Gott gefällt, »den Reichtum seiner Herrlichkeit<br />

an den« Menschen kundzutun,<br />

denen er »Begnadigung« schenkt – die<br />

Menschen, die er »zur« ewigen »Herrlichkeit<br />

vorher« auserwählt hat? Hier<br />

erscheint uns der <strong>Kommentar</strong> von<br />

C. R. Erdman besonders hilfreich:<br />

Gottes Souveränität zeigt sich nie darin,<br />

Menschen zu verurteilen, die erlöst werden<br />

sollten, sondern resultiert immer in der Erlösung<br />

von Menschen, die eigentlich hätten<br />

verloren gehen sollen. 38)<br />

Gott bereitet also keine Gefäße des<br />

Zorns <strong>zum</strong> Verderben zu, sondern »Gefäße<br />

der Begnadigung . . . zur Herrlichkeit«.<br />

656<br />

9,24 Paulus zeigt uns nun, daß die<br />

Gefäße der Begnadigung die Christen<br />

sind, die Gott sowohl aus der jüdischen<br />

wie auch aus der heidnischen Welt »berufen<br />

hat«. Das legt die Grundlage für<br />

vieles, das nun folgen soll – die Beiseitesetzung<br />

Israels bis auf einen Überrest<br />

und die Berufung der »Nationen« in eine<br />

Vorrechtsstellung.<br />

9,25 Der Apostel zitiert zwei Verse<br />

aus Hosea, um zu zeigen, daß die Berufung<br />

der Heiden für die Juden keine<br />

Überraschung darstellen sollte. Der erste<br />

Vers ist Hosea 2,25: »Ich werde Nichtmein-Volk<br />

mein Volk nennen und die<br />

Nicht-Geliebte Geliebte.« Nun bezieht<br />

aber Hosea diese Worte eigentlich auf<br />

Israel und nicht auf die Heiden. Diese<br />

Worte gelten einer Zeit, zu der Israel als<br />

Gottes Volk und seine Geliebte wieder<br />

eingesetzt wird. Doch wenn Paulus diesen<br />

Vers hier im Römerbrief zitiert, dann<br />

wendet er ihn auf die Berufung der Heiden<br />

an. Welches Recht hat Paulus, hier so<br />

radikale Veränderungen einzuführen?<br />

Die Antwort liegt darin, daß der Heilige<br />

Geist, der zunächst das Wort inspiriert<br />

hat, das Recht hat, es später neu zu interpretieren<br />

oder anzuwenden.<br />

9,26 Der zweite Vers stammt aus<br />

Hosea 1,10: »Und es wird geschehen, an<br />

dem Ort, da zu ihnen gesagt wurde: Ihr<br />

seid nicht mein Volk, dort werden sie<br />

Söhne des lebendigen Gottes genannt<br />

werden.« Und wieder spricht der Vers im<br />

Zusammenhang des AT nicht von den<br />

Heiden, sondern beschreibt die zukünftige<br />

Wiederherstellung Israels. Doch Paulus<br />

wendet diesen Vers auf Gottes Annahme<br />

der Heiden als seine Söhne an.<br />

Dies ist ein weiteres Beispiel für die Tatsache,<br />

daß der Heilige Geist Stellen, die<br />

er im <strong>Neuen</strong> <strong>Testament</strong> aus dem AT<br />

zitiert, anwenden kann, wie es ihm<br />

gefällt.<br />

9,27 Die Ablehnung Israels außer<br />

einem Überrest wird in 9,27-29 besprochen.<br />

»Jesaja« sagte voraus, daß nur ein<br />

kleiner Teil der Kinder Israels »errettet<br />

werden« würde, auch wenn das Volk<br />

selbst sehr groß werden würde<br />

(Jes 10,22).

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