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William MacDonald Kommentar zum Neuen Testament - DWG Radio

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1. Johannes<br />

Ähnlich wie im Johannesevangelium<br />

finden wir in 1. Johannes den hebräisch<br />

geprägten Stil mit Parallelgedanken und<br />

einfacher Satzstruktur. Kurz, wenn wir<br />

annehmen, daß das vierte Evangelium<br />

vom Apostel Johannes stammt, sollten<br />

wir keine Bedenken haben, auch diesen<br />

Brief ihm zuzuschreiben.<br />

III.Datierung<br />

Einige Ausleger sind der Meinung, daß<br />

Johannes seine drei kanonischen Briefe<br />

in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts<br />

von Jerusalem aus schrieb, ehe<br />

die Römer die Stadt zerstört haben. Weiter<br />

verbreitet dagegen ist die Ansicht,<br />

daß diese Briefe später im ersten Jahrhundert<br />

zu datieren sind (ca. 80-95<br />

n. Chr.). Der väterliche Ton der Briefe<br />

entspricht der alten Tradition, daß der<br />

gealterte Apostel Johannes in den Gottesdienst<br />

getragen wurde und sagte: »Kinder,<br />

liebt einander.«<br />

IV. Hintergrund und Thema<br />

Zu der Zeit, als Johannes schrieb, war<br />

eine falsche Sekte aufgekommen, die<br />

unter dem Namen Gnosis (Gr. gnosis =<br />

Erkenntnis) bekannt wurde. Diese Gnostiker<br />

bekannten sich zu Christus, behaupteten<br />

aber, zusätzliche Erkenntnis zu<br />

haben, die dem überlegen sei, was die<br />

Apostel lehrten. Sie behaupteten, daß ein<br />

Mensch nicht wirklich erfüllt sein könne,<br />

ehe er nicht in ihre »tieferen Wahrheiten«<br />

eingeführt worden sei. Einige lehrten,<br />

daß die materielle Welt an sich schlecht<br />

sei, und daß der Mensch Jesus deshalb<br />

nicht Gott sein könne. Sie unterschieden<br />

deshalb zwischen Jesus und Christus.<br />

»Der Christus« war eine göttliche Emanation,<br />

die auf Jesus bei seiner Taufe<br />

gekommen sei und ihn vor seinem Tode<br />

wieder verlassen habe, eventuell im Garten<br />

Gethsemane. Ihnen zufolge starb nur<br />

Jesus, doch der Christus starb nicht. Sie<br />

behaupteten, wie Michael Green es einmal<br />

ausdrückte, daß »der himmlische<br />

Christus zu heilig und geistlich gewesen<br />

sei, um durch den ständigen Kontakt mit<br />

dem menschlichen Fleisch befleckt zu<br />

1376<br />

werden«. Kurz, sie leugneten die Menschwerdung<br />

und daß Christus sowohl<br />

Mensch als auch Gott ist. Johannes<br />

erkannte, daß diese Menschen keine echten<br />

Christen waren, und deshalb warnte<br />

er seine Leser, indem er zeigte, daß die<br />

Gnostiker nicht die Kennzeichen echter<br />

Kinder Gottes trugen.<br />

Nach Johannes ist ein Mensch entweder<br />

ein Kind Gottes oder nicht, es gibt<br />

kein Niemandsland dazwischen. Deshalb<br />

finden wir in dem Brief immer wieder<br />

solch extreme Gegensatzpaare wie<br />

Licht und Dunkelheit, Liebe und Haß,<br />

Wahrheit und Lüge, Tod und Leben, Gott<br />

und Teufel. Gleichzeitig sollte man festhalten,<br />

daß der Apostel die Menschen<br />

gerne in ihrem gewohnheitsmäßigen<br />

Verhalten beschreibt. Wenn er zwischen<br />

Christen und Nichtchristen unterscheidet,<br />

dann zieht er seinen Schluß nicht<br />

aufgrund einer einzelnen Sünde, sondern<br />

aufgrund dessen, was den Menschen<br />

charakterisiert. Sogar eine defekte<br />

Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige<br />

Uhrzeit! Aber eine gute Uhr zeigt immer<br />

die richtige Zeit. So ist das tägliche Verhalten<br />

des Christen heilig und gerecht,<br />

und dadurch ist er als Kind Gottes<br />

erkennbar.<br />

Johannes benutzt das Wort »wissen«<br />

sehr oft. Die Gnostiker behaupteten, die<br />

Wahrheit zu kennen, aber Johannes stellt<br />

die echten Fakten des christlichen Glaubens<br />

dar, die man sicher wissen kann. Er<br />

beschreibt Gott als Licht (1,5), Liebe<br />

(4,8.16), Wahrheit (5,6) und Leben (5,20).<br />

Das bedeutet nicht, daß Gott keine Person<br />

sei, sondern daß Gott der Ursprung<br />

dieser vier Segnungen ist. Johannes<br />

spricht auch davon, daß Gott gerecht<br />

(2,29; 3,7), rein (3,3) und sündlos (3,5) ist.<br />

Während Johannes einfache Worte<br />

benutzt, sind die Gedanken, die er ausdrückt,<br />

oft sehr tiefgründig und manchmal<br />

schwer zu verstehen. Wenn wir dieses<br />

Buch studieren, sollten wir deshalb<br />

beten, daß der Herr uns hilft, die Bedeutung<br />

seines Wortes zu erfassen und der<br />

Wahrheit zu gehorchen, wie er sie uns<br />

enthüllt.

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