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William MacDonald Kommentar zum Neuen Testament - DWG Radio

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seine Haltung gegenüber dem Reichen<br />

dadurch zu rechtfertigen, daß er sagte,<br />

daß er nur versuchte, seinen Nächsten<br />

wie sich selbst zu lieben. Aber das entschuldigt<br />

nicht sein Verhalten gegenüber<br />

dem Armen. Wenn wir wirklich unseren<br />

Nächsten wie uns selbst liebten, dann<br />

würden wir jeden einzelnen so behandeln,<br />

wie wir behandelt werden möchten.<br />

Sicherlich würden wir es nicht schätzen,<br />

wenn wir verachtet würden, nur<br />

weil wir arm sind. Deshalb sollten wir<br />

andere nicht einfach aus diesem Grunde<br />

verachten.<br />

Von allen Lehren der Bibel ist dies<br />

wohl die revolutionärste – »Du sollst<br />

deinen Nächsten lieben wie dich selbst«.<br />

Man sollte darüber nachdenken, was das<br />

heißt! Es bedeutet, daß wir für andere so<br />

sorgen sollten, wie wir für uns selbst sorgen.<br />

Wir sollten gewillt sein, unseren<br />

Besitz mit denen zu teilen, die nicht so<br />

bevorzugt sind wie wir. Und außerdem<br />

sollten wir alles in unserer Macht stehende<br />

tun, um sicherzustellen, daß sie die<br />

Möglichkeit haben, unseren wunderbaren<br />

Retter kennenzulernen. Zu oft basieren<br />

unsere Entscheidungen darauf, wie<br />

unser Handeln uns selbst beeinflußt.<br />

Immer steht dabei das Ich in der Mitte.<br />

Wir liebdienern vor Reichen, weil wir<br />

hoffen, belohnt zu werden, ob das nun<br />

ideell oder materiell geschieht. Wir vernachlässigen<br />

die Armen, weil wir keine<br />

Aussichten haben, durch sie auf solche<br />

Weise belohnt zu werden. Das »königliche<br />

Gesetz« verbietet solche selbstsüchtige<br />

Ausbeutung anderer. Es lehrt uns,<br />

unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben.<br />

Und wenn wir fragen »Wer ist denn<br />

mein Nächster?«, dann erfahren wir aus<br />

dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter<br />

(Lk 10,29-37), daß unser Nächster<br />

jeder ist, der in einer Notlage ist, in der<br />

wir helfen können.<br />

2,9 »Ansehen der Person« ist eine<br />

Verletzung des größten Gebotes. Es ist<br />

sowohl Sünde als auch Übertretung.<br />

Sünde bedeutet, daß wir nicht mit dem<br />

Willen Gottes übereinstimmen, daß wir<br />

seine Maßstäbe nicht erfüllen. Übertretung<br />

ist das Verletzen eines bekannten<br />

Jakobus 2<br />

Gesetzes. Gewisse Handlungen sind<br />

sündig, weil sie von Grund auf falsch<br />

sind, aber sie werden zu Übertretungen,<br />

wenn es ein bestimmtes Gesetz gibt, das<br />

sie verbietet. »Ansehen der Person« ist<br />

sündig, weil es an sich verkehrt ist. Aber<br />

es ist auch eine Übertretung, weil es ein<br />

bestimmtes Gesetz verletzt.<br />

2,10 Wenn man ein Gebot bricht,<br />

dann heißt das, daß man »aller Gebote<br />

schuldig« wird. Das Gesetz ist wie eine<br />

Kette mit zehn Gliedern. Ein Glied zu<br />

zerbrechen heißt, daß die Kette wertlos<br />

wird. Gott erlaubt uns nicht, nur die<br />

Gebote zu halten, die uns passen, andere<br />

dagegen zu brechen.<br />

2,11 Derselbe Gott, der Ehebruch verboten<br />

hat, hat auch den Mord verboten.<br />

Es kann sein, daß ein Mensch zwar nicht<br />

des Ehebruches schuldig wird, daß er<br />

jedoch einen Mord begeht. Ist er »ein<br />

Gesetzesübertreter geworden«? Selbstverständlich!<br />

Der Geist des Gesetzes<br />

sagt, daß wir unseren Nächsten wie uns<br />

selbst lieben sollen. Ehebruch verstößt<br />

dagegen sicherlich, aber Mord genauso.<br />

Und das Gleiche gilt für Überheblichkeit<br />

und Diskriminierung. Wenn wir eine dieser<br />

Sünden begehen, dann haben wir das<br />

Gesetz nicht erfüllt.<br />

Exkurs zu den Zehn Geboten<br />

Nun müssen wir unsere Besprechung<br />

des Textes unterbrechen, um über ein<br />

Grundproblem nachzudenken, das sich<br />

an dieser Stelle aus der Argumentation<br />

des Jakobus ergibt. Es lautet: »Stehen<br />

Christen unter dem Gesetz oder nicht?«<br />

Es scheint so zu sein, daß Jakobus den<br />

christlichen Gläubigen hier die Zehn Gebote<br />

nahelegt. Er bezieht sich insbesondere<br />

auf das sechste und siebte Gebot,<br />

die Mord und Ehebruch verbieten. Auch<br />

faßt er den zweiten Teil der Gebote in<br />

den Worten »Du sollst deinen Nächsten<br />

lieben wie dich selbst« zusammen. Doch<br />

wenn man den Gläubigen unter das<br />

Gesetz als Lebensregel stellt, dann<br />

widerspricht das anderen Abschnitten<br />

des NT, wie etwa Römer 6,14 – »ihr seid<br />

nicht unter Gesetz, sondern unter Gna-<br />

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