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Analysis

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1. DIE REELLEN ZAHLEN 103<br />

Definition 1.4.9. Wir wählen für den weiteren Verlauf der Vorlesung einen<br />

festen angeordneten Körper (R, +, ·, ≤), in dem jede nichtleere Teilmenge<br />

mit einer unteren Schranke auch eine größte untere Schranke besitzt, erlauben<br />

uns wegen der in 1.4.3.2 formulierten “Eindeutigkeit bis auf eindeutigen<br />

Isomorphismus” den bestimmten Artikel, und nennen ihn den Körper R<br />

der reellen Zahlen.<br />

Übung 1.4.10. Man zeige: Jede nichtleere Teilmenge von R mit einer oberen<br />

Schranke hat auch eine kleinste obere Schranke.<br />

Übung 1.4.11. Seien X und Y nichtleere nach oben beschränkte Teilmengen<br />

von R. Bezeichnet X + Y ⊂ R die Menge {x + y | x ∈ X, y ∈ Y }, so zeige<br />

man sup(X + Y ) = sup X + sup Y .<br />

Satz 1.4.12. Die natürlichen Zahlen besitzen keine obere Schranke in den<br />

reellen Zahlen, d.h. für alle x ∈ R gibt es ein n ∈ N mit n > x.<br />

Beweis. Das ist evident für den angeordneten Körper R, den wir im Beweis<br />

von 1.4.3 konstruiert haben. Da diese Konstruktion jedoch nicht ganz einfach<br />

war, zeigen wir auch, wie unser Satz direkt aus unserer Definition 1.4.9<br />

abgeleitet werden kann. Dazu argumentieren wir durch Widerspruch: Hätte<br />

die Teilmenge N ⊂ R eine obere Schranke, so hätte sie nach 1.4.10 auch eine<br />

kleinste obere Schranke a. Dann wäre aber a − 1 < a keine obere Schranke<br />

von N, also gäbe es n ∈ N mit n > (a − 1). Es folgte (n + 1) > a, und bereits<br />

a selbst wäre keine obere Schranke von N gewesen.<br />

Korollar 1.4.13. 1. Unter jeder reellen Zahl findet man noch ganze Zahlen,<br />

in Formeln: Für alle x ∈ R gibt es m ∈ Z mit m < x.<br />

2. Für jede positive reelle Zahl ε > 0 gibt es eine positive natürliche Zahl<br />

n ≥ 1 mit 0 < 1 < ε. n<br />

3. Zwischen zwei verschiedenen reellen Zahlen liegt stets noch eine rationale<br />

Zahl, in Formeln: Gegeben x < y in R gibt es r ∈ Q mit x < r < y.<br />

Beweis. Die erste Aussage folgt aus 1.4.12. Um die Zweite zu zeigen, suche<br />

man n > 1/ε. Um die dritte Aussage zu zeigen, suchen wir zunächst n ∈ N,<br />

n ≥ 1 mit 0 < 1 < y − x, also 1 < ny − nx, das heißt 1 + nx < ny. Nun<br />

n<br />

gibt es a, b ∈ Z mit a < ny < b, also gibt es eine größte ganze Zahl m mit<br />

m < ny und folglich ny ≤ m + 1, woraus hinwiederum folgt nx < m und<br />

< y.<br />

dann x < m<br />

n<br />

1.4.14. Ein angeordneter Körper heißt archimedisch angeordnet genau<br />

dann, wenn es zu jedem Element x des Körpers eine natürliche Zahl n ∈ N<br />

gibt mit n > x. Das obige Korollar 1.4.13 gilt mit demselben Beweis für jeden<br />

archimedisch angeordneten Körper.

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