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Analysis

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292 KAPITEL II. FUNKTIONEN EINER VERÄNDERLICHEN<br />

2. Die Nullstellen des Cosinus sind genau die halbzahligen Vielfachen von<br />

π, in Formeln {t ∈ R | cos t = 0} = { π + nπ | n ∈ Z}.<br />

2<br />

Beweis. Zunächst einmal zeigen wir durch Widerspruch, daß der Cosinus<br />

überhaupt positive Nullstellen hat. Sicher gilt cos(0) = 1 > 0. Hätte der<br />

Cosinus keine positive Nullstelle, so müßte cos t positiv bleiben für alle t ≥ 0.<br />

Dann müßte nach 4.3.11 also der Sinus streng monoton wachsen auf [0, ∞)<br />

und damit müßte x<br />

sin t dt = cos 0 − cos x<br />

0<br />

für x → ∞ über alle Grenzen wachsen. Das ist aber unmöglich, denn es<br />

gilt cos 2 ≤ cos 2 + sin 2 = 1. Folglich hat der Cosinus eine kleinste positive<br />

Nullstelle<br />

a = inf{t ∈ R | t > 0 und cos t = 0}<br />

Wir zeigen als nächstes, daß gilt a = π/2. Der Cosinus ist natürlich positiv<br />

auf (−a, a), folglich ist der Sinus streng monoton auf [−a, a], und aus<br />

cos 2 + sin 2 = 1 und sin ′ (0) > 0 folgt sin(−a) = −1, sin(a) = 1. Der Sinus<br />

definiert also eine Bijektion<br />

sin : [−a, a] ∼ → [−1, 1]<br />

Da sich die Länge eines Weges nach 7.1.3 unter surjektiver monotoner Umparametrisierung<br />

nicht ändert, ist nun unser in 2.4.1 und in 7.1.3 definiertes<br />

π auch die Länge des Weges<br />

und wir erhalten<br />

π = L(γ) =<br />

γ : [−a, a] → R 2<br />

t ↦→ (sin t, cos t)<br />

a<br />

−a<br />

<br />

cos2 t + sin2 a<br />

t dt = 1 dt = 2a<br />

−a<br />

Damit ist in der Tat π/2 die kleinste positive Nullstelle des Cosinus und wir<br />

erhalten gleichzeitig sin(π/2) = 1. Mit den Additionsformeln 7.6.4 folgern wir<br />

sin(x+ π<br />

π<br />

) = cos x, cos(x+ ) = − sin x, insbesondere ergibt sich sin(x+π) =<br />

2 2<br />

− sin x und cos(x + π) = − cos x und damit sin(nπ) = 0 ∀n ∈ Z. Hätte<br />

der Sinus noch eine weitere Nullstelle, so fänden wir mithilfe der Formel<br />

sin(x + π) = − sin x auch eine Nullstelle des Sinus in (0, π) und damit eine<br />

Nullstelle des Cosinus in (−π/2, π/2). Da gilt cos t = cos(−t) hätten wir<br />

dann sogar eine Nullstelle des Cosinus in [0, π/2), und das ist unmöglich. Also<br />

haben der Sinus und dann auch der Cosinus genau die im Satz behaupteten<br />

Nullstellen.

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