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Analysis

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1242 KAPITEL VII. MIST UND VERSUCHE<br />

“theorema egregium”, dem “köstlichen Theorem” von Gauß folgen, nach dem<br />

sich beim Verbiegen von Blechen im Sinne der vorhergehenden Diskussion<br />

ihre Gauss’sche Krümmung nicht ändert. Man nennt deshalb die Gauss’sche<br />

Krümmung auch eine Invariante der “inneren Geometrie” unserer Fläche. Im<br />

Gegensatz dazu sind die beiden Hauptkrümmungen keine Invarianten der inneren<br />

Geometrie: In der Tat sind ja etwa bei einem Stück der Oberfläche eines<br />

Zylinders nicht beide Hauptkrümmungen Null, bei einem platten Blech aber<br />

doch. Da nun aber die Kugeloberfläche konstante positive Gauss’sche Krümmung<br />

hat, ein plattes Blech dahingegen konstante verschwindende Gauss’sche<br />

Krümmung, können wir dann folgern, daß diese beiden Flächen auch lokal<br />

nicht durch Verbiegen ineinander zu überführen sind. Das Vorzeichen der<br />

Gauss’schen Krümmung einer in den euklidischen Raum eingebetteten Fläche<br />

kann man wie folgt verstehen: Versuchen wir, ein Papier auf unsere Fläche<br />

aufzukleben, so wird es sich im Fall positiver Gauss’scher Krümmung in Falten<br />

legen wie beim Verpacken eines Fußballs, oder es wird im Fall negativer<br />

Gauss’scher Krümmung reißen, etwa beim Tapezieren des Gipsmodells einer<br />

Paßhöhe. Nur im Fall verschwindender Gauss’scher Krümmung läßt sich unser<br />

Papier glatt aufkleben, etwa auf eine Eistüte oder auf einen Zylinder.<br />

Man hat mir berichtet, eine Firma, die Windschutzscheiben herstellte, hatte<br />

das Problem, daß die Scheiben beim Erhitzen und Verbiegen in eine gewisse<br />

Form sehr oft barsten. Ein dort als Praktikand tätiger Student der Mathematik<br />

erklärte seinen Arbeitgebern dann, daß sie besser nicht versuchen sollten,<br />

flaches Glas in eine Fläche mit zu weit von Null abweichender Gauss’scher<br />

Krümmung zu verbiegen.<br />

3.13 Paralleltransport auf gekrümmten Räumen<br />

Definition 3.13.1. Gegeben ein reeller euklidischer Raum E endlicher Dimension,<br />

eine glatte Mannigfaltigkeit M ⊂ E, ein Weg γ : [a, b] → M<br />

und ein Tangentialvektor w[a] ∈ Tγ(a)M definieren wir für jede Unterteilung<br />

a = a0 ≤ a1 ≤ . . . ≤ ar = b ausgehend von w0 := w[a] induktiv<br />

wi =<br />

die orthogonale Projektion von<br />

wi−1 ∈ Tγ(ai−1)M ⊂ E auf Tγ(ai)M<br />

Anschaulich gesprochen verschieben wir also unser w0 parallel im Raum E<br />

das erste Wegstück nach γ(a1), projizieren dort orthogonal auf den Tangentialraum,<br />

verschieben weiter parallel im Raum E nach γ(a2), projizieren<br />

wieder, und so weiter, bis wir bei γ(b) oder genauer im dortigen Tangentialraum<br />

Tγ(b)M angekommen sind. Falls nun diese Vektoren wr ∈ Tγ(b)M<br />

bei “wachsender Feinheit der Unterteilung gegen einen Vektor w[b] ∈ Tγ(b)M

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