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Analysis

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7. RAUMWERTIGE FUNKTIONEN 273<br />

einem Parkplatz los und kurven durch die Gegend und der Tacho zeigt nie<br />

mehr als 20 km/h an, so sind wir um 17 : 00 höchstens 60 km von unserem<br />

ursprünglichen Parkplatz entfernt. Besteht C dahingegen aus einem einzigen<br />

Punkt, der sagen wir die Geschwindigkeit von 20 km/h in einer festen Richtung<br />

bedeutet, so besagt unser Satz: Fahren wir konstant mit 20 km/h in<br />

diese Richtung, so haben wir um 17 : 00 genau 60 km in besagte Richtung<br />

zurückgelegt. Für dieses Beispiel identifizieren wir implizit die Zeitachse T<br />

mit der reellen Zahlengerade R derart, daß jeder Stunde ein Intervall der<br />

Länge Eins entspricht und damit der Zeitspanne h ∈ T der Richtungsvektor<br />

1 ∈ R = R. Das bedeutet insbesondere, daß wir implizit auch vektorielle<br />

Geschwindigkeiten mit Richtungsvektoren identifizieren dürfen. Im übrigen<br />

wird in IV.1.2.15 erklärt, wie man auch mit “echten” Geschwindigkeiten formal<br />

korrekt arbeiten kann.<br />

7.2.14. Der Satz folgt im Fall X = R leicht aus unserem bisherigen Mittelwertsatz<br />

4.3.8 und er spielt auch im allgemeinen eine ähnliche Rolle, indem er<br />

es erlaubt, “den von einem Teilchen in einem Zeitintervall [a, b] gewonnenen<br />

Abstand von seinem Ausgangspunkt aus der Kenntnis seiner lokalen Geschwindigkeiten<br />

abzuschätzen”. Jedoch kann man für höherdimensionales X<br />

im allgemeinen keinen Zeitpunkt mehr finden, zu dem das Teilchen “mittlere<br />

Geschwindigkeit” hätte, d.h. es gibt für höherdimensionales X im allgemeinen<br />

keinen Zeitpunkt ξ ∈ [a, b] mit γ(b) − γ(a) = (b − a)γ ′ (ξ). Man stelle ich<br />

etwa vor, daß unser Geländewagen ein Rundtour fährt, bei der er zu keiner<br />

Zeit die Geschwindigkeit Null hat. Ich bin deshalb von der in der älteren Literatur<br />

üblichen Bezeichnung als “Mittelwertsatz in mehreren Veränderlichen”<br />

nicht vollständig befriedigt. Oft wird auch nur der Fall betrachtet, daß C ein<br />

offener Ball oder auch ein abgeschlossener Ball mit Zentrum im Ursprung ist:<br />

Aus γ ′ (t) ≤ K ∀t ∈ [a, b] folgt so etwa γ(b) − γ(a) ≤ (b − a)K.<br />

7.2.15. Offensichtlich ist eine Teilmenge C eines reellen Vektorraums genau<br />

dann konvex, wenn für beliebige reelle s, t ≥ 0 gilt sC + tC = (s + t)C. Das<br />

zeigt, daß in unserem Satz die Aussage für das ganze Intervall folgt, wenn<br />

wir sie für alle Stücke einer Zerlegung in Teilintervalle zeigen können.<br />

Erster Beweis. Ist C abgeschlossen, so schreiben wir C als den Schnitt der<br />

offenen konvexen Mengen C + B(0; η). Wir dürfen also ohne Beschränkung<br />

der Allgemeinheit C offen annehmen. Wir betrachten nun<br />

s = sup{q ∈ [a, b] | γ(x) − γ(a) ∈ (x − a)C ∀x ∈ [a, q]}<br />

und zeigen zunächst s = b. Für alle p ∈ [a, b] finden wir ja eine offene Umgebung<br />

Up ⊂◦ [a, b] mit<br />

γ(q) − γ(p)<br />

q − p<br />

∈ C für alle q ∈ Up\p

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