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284 KAPITEL II. FUNKTIONEN EINER VERÄNDERLICHEN<br />

der Tat wissen wir nach 5.1.15, daß man Potenzreihen gliedweise differenzieren<br />

darf, und unsere Formel ergibt sich, wenn wir diese Erkenntnis anwenden<br />

auf alle Einträge unserer Matrix. Nach Lemma 7.2.6 ist nun auch<br />

die Abbildung γ : R → R n , t ↦→ exp(tM)c differenzierbar mit Ableitung<br />

γ ′ (t) = M exp(tM)c = Mγ(t), und die Bedingung γ(0) = c ist offensichtlich.<br />

Unsere Funktion ist damit eine Lösung der Differentialgleichung mit dem<br />

vorgegebenen Anfangswert. Ist umgekehrt γ(t) eine beliebige Lösung unserer<br />

Differentialgleichung γ ′ = Mγ, so berechnen wir die Ableitung der Funktion<br />

t ↦→ h(t) = exp(−tM)γ(t) mithilfe der matrixwertigen Produktregel 7.2.16<br />

und erhalten<br />

h ′ (t) = −M exp(−tM)γ(t) + exp(−tM)γ ′ (t) = 0<br />

Die Funktion h(t) = exp(−tM)γ(t) ist also konstant mit Wert γ(0) und mit<br />

dem anschließenden Lemma 7.4.11 folgt γ(t) = exp(tM)γ(0).<br />

Lemma 7.4.11. Die Exponentialabbildung wirft die Null auf die Identität,<br />

und sind A, B zwei kommutierende quadratische Matrizen, in Formeln AB =<br />

BA, so gilt<br />

exp(A + B) = (exp A)(exp B)<br />

7.4.12. Insbesondere folgt exp(−A) = (exp A) −1 . Die Exponentialabbildung<br />

ist mithin eine Abbildung von der Menge aller quadratischen Matrizen in die<br />

Menge aller invertierbaren quadratischen Matrizen<br />

exp : M(n × n; R) → GL(n; R)<br />

Für den Beweis des Lemmas geben wir zunächst nur eine Skizze, die dann<br />

im anschließenden Abschnitt ausgemalt wird.<br />

Beweisskizze. Genau wie bei der Diskussion des Produkts absolut konvergenter<br />

Reihen in 2.6.11 zeigt man<br />

(exp A)(exp B) = <br />

(i,j)∈N×N<br />

A i B j<br />

i!j!<br />

Dann faßt man mithilfe von 7.5.20 die Terme mit i + j = k zusammen<br />

und landet wegen AB = BA wie beim Beweis der Funktionalgleichung der<br />

Exponentialfunktion bei der Reihe für exp(A + B). Um das alles formal zu<br />

rechtfertigen, kann man mit den einzelnen Matrixeinträgen argumentieren<br />

und sich so auf unsere Resultate über Reihen reeller Zahlen zurückziehen.<br />

Ich will aber stattdessen diese Schwierigkeit als Motivation nutzen und gleich<br />

im nächsten Abschnitt 7.5 eine allgemeine Begrifflichkeit entwickeln, in der<br />

dieser Beweis einfach und natürlich wird und die auch darüber hinaus von<br />

Nutzen ist.

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