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Analysis

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1392 KAPITEL VIII. FUNKTIONENTHEORIE<br />

Proposition 3.1.5. Nimmt eine harmonische Funktion auf einer zusammenhängenden<br />

offenen Teilmenge eines R n ihr Maximum oder ihr Minimum<br />

an, so ist sie konstant.<br />

Beweis. Die Menge aller Stellen, an denen eine stetige Funktion ihr Maximum<br />

oder auch irgendeinen anderen festen Wert annimmt, ist stets abgeschlossen.<br />

Ist unsere Funktion harmonisch und nimmt sie ihr Maximum bei p<br />

an, so muß andererseits unsere Funktion auf einer ganzen Kreisscheibe bzw.<br />

Kugel B(p; ε(p)) um p konstant sein, da sonst der Durchschnitt über die<br />

Funktionswerte auf gewissen Kreisringen bzw. Kugelschalen um p zu klein<br />

wäre. Die Menge der Stellen, an denen das Maximum angenommen wird, ist<br />

also auch offen. Ist der Definitionsbereich wegzusammenhängend, so ist diese<br />

Menge nach IV.3.4.16 folglich alles oder nichts.<br />

Lemma 3.1.6. Je zwei stetige Funktionen auf einer abgeschlossenen Kreisscheibe,<br />

die im Inneren harmonisch sind und auf dem Rand übereinstimmen,<br />

stimmen auf der ganzen Kreisscheibe überein.<br />

Ergänzung 3.1.7. Analoges gilt mit demselben Beweis in allen Dimensionen.<br />

Beweis. Die Differenz unserer beiden Funktionen ist stetig, verschwindet auf<br />

dem Rand unserer Kreisscheibe und ist im Inneren harmonisch. Als stetige<br />

Funktion muß sie auf der abgeschlossenen Kreisscheibe ihr Maximum und<br />

ihr Minimum annehmen. Wäre eines von diesen nicht Null, so würde es im<br />

Innern unserer Kreisscheibe angenommen im Widerspruch zu 3.1.5. Also sind<br />

das Maximum und das Minimum beide Null und die Differenz verschwindet<br />

auf der ganzen Kreisscheibe.<br />

Satz 3.1.8 (Charakterisierung harmonischer Funktionen). Eine stetige<br />

reellwertige Funktion auf einer offenen Teilmenge der Ebene ist harmonisch<br />

genau dann, wenn sie zweimal stetig reell differenzierbar ist und vom<br />

Laplaceoperator ∆ = ∂ 2 x + ∂ 2 y annulliert wird.<br />

Satz 3.1.9 (Harmonizität und Holomorphie). Der Realteil einer holomorphen<br />

Funktion ist stets harmonisch. Jede reelle harmonische Funktion<br />

mit einfach wegzusammenhängendem Definitionsbereich ist umgekehrt der<br />

Realteil einer holomorphen Funktion, und diese ist bis auf eine additive rein<br />

imaginäre Konstante sogar eindeutig bestimmt.<br />

Beispiel 3.1.10. Die Funktion C × → R, z ↦→ log |z| alias R 2 \0 → R, (x, y) ↦→<br />

(1/2) log(x 2 +y 2 ) ist harmonisch. In der Tat ist sie auf jeder geschlitzten Ebene<br />

der Realteil jedes Zweiges des komplexen Logarithmus, und diese Zweige<br />

sind holomorph als Umkehrfunktionen der geeignet eingeschränkten Exponentialfunktion.

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