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282 KAPITEL II. FUNKTIONEN EINER VERÄNDERLICHEN<br />

auch ein homogenes System von linearen Differentialgleichungen mit<br />

konstanten Koeffizienten. Die Spezifikation “mit konstanten Koeffizienten”<br />

grenzt unsere Gleichung ab von dem noch allgemeineren Fall, bei dem<br />

auch die Matrix M noch von t abhängt. Die Spezifikation“homogen”grenzt es<br />

ab vom allgemeineren Fall einer Gleichung der Gestalt γ ′ (t) = Mγ(t) + f(t)<br />

für eine zusätzlich gegebene vektorwertige Funktion f, den wir in III.2.4.1<br />

diskutieren. Anschaulich gesprochen geben wir uns auf dem R n das sehr spezielle<br />

Vektorfeld x ↦→ Mx vor und interessieren uns für die Bahnen solcher<br />

Teilchen, die bei x ∈ R n jeweils die Geschwindigkeit Mx haben.<br />

7.4.7. Im Fall n = 1 hat M genau einen Eintrag a ∈ R, und wir hatten schon<br />

in 4.3.14 gesehen, daß alle Lösungen der Differentialgleichung γ ′ = aγ die<br />

Form γ(t) = c exp(at) haben. Im Allgemeinen definieren wir die Exponentialfunktion<br />

auf Matrizen durch die Vorschrift<br />

exp : M(n × n; R) → M(n × n; R)<br />

M ↦→ ∞<br />

k=0<br />

1<br />

k! M k = I + M + 1<br />

2M 2 + 1<br />

6M 3 + . . .<br />

Hier bedeutet M 0 = I nach unserer Konvention I.3.1.14 die Einheitsmatrix<br />

und unsere unendliche Reihe ist zu verstehen als der Grenzwert der Folge ihrer<br />

Partialsummen. Es ist nur noch zu zeigen, daß diese Grenzwerte existieren.<br />

Bezeichnen wir dazu für eine quadratische Matrix M ∈ M(n × n; R) mit<br />

|M| das Maximum der Absolutbeträge ihrer Einträge, so gilt offensichtlich<br />

|MB| ≤ n|M||B|, also |M k | ≤ (n|M|) k , und dann zeigt die Konvergenz der<br />

Exponentialreihe zu (n|M|) schon die absolute Konvergenz aller Reihen von<br />

Matrixeinträgen in der Exponentialreihe zu M.<br />

7.4.8. Die Stetigkeit von exp : M(n × n; R) → M(n × n; R) dürfen Sie in<br />

größerer Allgemeinheit als Übung 7.5.27 selbst beweisen.<br />

Satz 7.4.9 (Lineare Differentialgleichungen). Ist M ∈ M(n×n; R) eine<br />

quadratische Matrix und c ∈ R n ein Spaltenvektor, so gibt es genau eine<br />

differenzierbare Abbildung γ : R → R n mit Anfangswert γ(0) = c derart, daß<br />

gilt γ ′ (t) = Mγ(t) für alle t ∈ R, und diese Abbildung wird gegeben durch die<br />

Vorschrift<br />

γ(t) = exp(tM)c<br />

7.4.10. Es ist durchaus möglich, mithilfe dieses Satzes auch ganz konkrete<br />

Differentialgleichungen ganz konkret zu lösen. Wir gehen darauf in Abschnitt<br />

III.2 näher ein.<br />

Beweis. Wir behaupten zunächst, daß die Abbildung g : R → M(n × n; R),<br />

t ↦→ exp(tM) differenzierbar ist mit der Ableitung g ′ (t) = M exp(tM). In

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