05.10.2013 Aufrufe

Analysis

Analysis

Analysis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6. MASS UND INTEGRAL 511<br />

6 Maß und Integral<br />

Es mag nahe liegen zu versuchen, jeder Teilmenge des R n ein “Volumen”<br />

oder “Maß” in [0, ∞] so zuordnen, daß (1) das Verschieben von Mengen ihr<br />

Maß nicht ändert, daß (2) bei beliebigen disjunkten Vereinigungen das Maß<br />

der Vereinigung die Summe der Maße ist, und daß (3) dem Einheitswürfel<br />

[0, 1] n das Maß Eins zugeordnet wird. Kurzes Nachdenken zeigt jedoch, daß<br />

das unmöglich gelingen kann: Für solch ein Volumen müßte nämlich jeder<br />

Punkt Volumen Null haben, da ja unendlich viele verschiedene Punkte im<br />

Einheitswürfel liegen, und dann müßte auch der ganze Einheitswürfel Volumen<br />

Null haben als disjunkte Vereinigung einpunktiger Teilmengen. Um<br />

diesen Widerspruch zu vermeiden, mag man etwas schwächer statt (2) nur<br />

noch bei abzählbaren disjunkten Vereinigungen fordern wollen, daß das Maß<br />

der Vereinigung die Summe der Maße ist, aber auch solch einen Volumenbegriff<br />

kann es für beliebige Teilmengen von R n nicht geben, wie in 6.1.28<br />

ausgeführt wird. Es ist jedoch möglich, gewisse Teilmengen des R n als “meßbar”<br />

auszuzeichnen derart, daß alle “einigermaßen vernünftigen” Teilmengen<br />

meßbar sind, und jeder dieser meßbaren Mengen ein Volumen so zuzuordnen,<br />

daß Bedingung (1), die abzählbare Variante von (2) sowie (3) entsprechend<br />

gelten. Im folgenden will ich das ausführen und zeigen, wie davon ausgehend<br />

auch eine sehr allgemeine Integrationstheorie entwickelt werden kann, die<br />

sich sowohl in der weiteren Entwicklung der <strong>Analysis</strong> als auch bei der mathematischen<br />

Modellierung der Wahrscheinlichkeit als außerordentlich nützlich<br />

erweisen wird.<br />

6.1 Maßräume und Maße<br />

6.1.1. Gegeben eine Menge X erinnere ich daran, daß wir nach I.2.1.13 die<br />

Menge aller ihrer Teilmengen bilden dürfen, und daß diese Menge die Potenzmenge<br />

P(X) von X heißt. Weiter erinnere ich daran, daß in diesem<br />

Text aus rein didaktischen Erwägungen heraus Teilmengen der Potenzmenge<br />

P(X) einer Menge X vorzugsweise als “Systeme von Teilmengen von X” oder<br />

“Mengensysteme” angesprochen werden.<br />

Definition 6.1.2. Ein System von Teilmengen A ⊂ P(X) einer Menge X<br />

heißt eine Mengenalgebra genau dann, wenn gilt:<br />

1. ∅ ∈ A;<br />

2. A, B ∈ A ⇒ (A ∪ B) ∈ A;<br />

3. A ∈ A ⇒ (X\A) ∈ A.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!