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Analysis

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5. UNAUSGEGORENES ZUR FUNKTIONENTHEORIE 1451<br />

mit q ∈ C(w) einem rationalen Ausdruck in w und ˆγ einem komplizierteren<br />

Integrationsweg in der komplexen Zahlenebene, aber mit p einem Polynom<br />

nur noch dritten Grades ohne mehrfache Nullstellen. Nach einer weiteren<br />

Substitution der Gestalt w(z) = cz + d dürfen wir sogar annehmen, daß p(z)<br />

die Gestalt p(z) = 4z 3 + αz + β hat. Im folgenden werden wir meromorphe<br />

Funktionen ℘ auf der komplexen Zahlenebene konstruieren, die eine Gleichung<br />

der Gestalt (℘ ′ ) 2 = 4℘ 3 + α℘ + β erfüllen. Sobald das geleistet ist,<br />

führt uns die Substitution z = ℘(u) auf die Suche einer Stammfunktion von<br />

q(℘(u)). Das ist zwar im allgemeinen immer noch nicht besonders einfach,<br />

aber im Fall q = 1 eben doch, und damit können wir dann zumindest das<br />

Integral über den Kehrwert der Wurzel eines kubischen Polynoms schreiben<br />

als Umkehrfunktion der besagten Funktion ℘.<br />

Definition 5.3.2 (Weierstraß’sche ℘-Funktion). Gegeben ein Gitter Γ ⊂<br />

C alias das Gruppenerzeugnis einer R-Basis von C definiert man eine holomorphe<br />

Funktion auf C\Γ durch die Reihe<br />

℘(z) = ℘Γ(z) = 1 <br />

<br />

1 1<br />

+ −<br />

z2 (z − ω) 2 ω<br />

ω∈Γ\0<br />

2<br />

<br />

Daß diese Reihe auf C \ Γ kompakt konvergiert zeigt man, indem man für<br />

jedes Kompaktum K ⊂ C nachweist, daß fast alle Terme unserer Reihe für<br />

z ∈ K betragsmäßig abgeschätzt werden können durch 2/|ω| 3 . Die Summe<br />

der 1/|ω| 3 konvergiert jedoch nach IV.6.9.11. Setzen wir ℘ auf ganz C fort, indem<br />

wir allen Gitterpunkten als Wert ∞ zuordnen, so erhalten wir mit demselben<br />

Argument eine meromorphe Funktion auf C, die Weierstraß’sche<br />

℘-Funktion zu unserem Gitter Γ.<br />

Proposition 5.3.3 (Eigenschaften der ℘-Funktion). Ist Γ ⊂ C ein Gitter,<br />

so ist die zugehörige ℘-Funktion gerade, in Formeln ℘(z) = ℘(−z), und<br />

Γ-periodisch, in Formeln ℘(z + ω) = ℘(z) für alle z ∈ C und ω ∈ Γ.<br />

Beweis. Offensichtlich ist ℘ gerade. Offensichtlich ist die Ableitung ℘ ′ der<br />

℘-Funktion Γ-periodisch. Für jedes ω ∈ Γ verschwindet also die Ableitung<br />

von z ↦→ ℘(z + ω) − ℘(z) auf C \ Γ und diese Funktion ist mithin konstant.<br />

Bezeichnen wir diese Konstante mit c(ω), so ist offensichtlich c : Γ → C ein<br />

Gruppenhomomorphismus und insbesondere gilt c(−ω) = −c(ω). Andererseits<br />

ist mit ℘ auch unsere Funktion c gerade, in Formeln c(−ω) = c(ω).<br />

Zusammen ergibt sich c(ω) = 0 für alle ω ∈ Γ.<br />

Satz 5.3.4 (Bedeutung der Weierstraß’schen ℘-Funktion). Sei Γ ⊂ C<br />

ein Gitter und ℘ = ℘Γ die zugehörige Weierstraß’sche ℘-Funktion.

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