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Analysis

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1380 KAPITEL VIII. FUNKTIONENTHEORIE<br />

Beweis von Satz 2.2.1. Mit der Homotopieinvarianz des Wegintegrals 1.4.16<br />

erhalten wir für die Umlaufzahl eines geschlossenen Weges γ um einen beliebigen<br />

Punkt w außerhalb des Bildes von γ die Integraldarstellung<br />

n = Um(γ, w) = 1<br />

2πi<br />

<br />

γ<br />

1<br />

z − w dz<br />

Sie wird in der Funktionentheorie meist als Definition der Umlaufzahl genommen<br />

und zeigt sofort die Eindeutigkeit unserer Umlaufzahl. Wir zeigen nun<br />

noch die Existenz eines n wie im Satz behauptet, obwohl das im weiteren Verlauf<br />

dieser Vorlesung keine Rolle mehr spielen wird. Sei γ : [a, b] → C × unser<br />

geschlossener Weg. Wir zeigen zunächst, daß es einen Weg ˜γ : [a, b] → C gibt<br />

mit γ = exp ◦˜γ, und das sogar zu jedem vorgegebenen Anfangspunkt ˜γ(a)<br />

mit exp(˜γ(a)) = γ(a). Falls γ ganz in der geschlitzten Ebene C\R≤0 verläuft,<br />

ist das klar, wir nehmen einfach<br />

˜γ(t) = log(γ(t)) + 2πik<br />

wobei log die Umkehrung von exp : R × (−πi, πi) ∼ → C\R≤0 bezeichnet und<br />

k ∈ Z so gewählt wird, daß unser “hochgehobener Weg” ˜γ beim vorgegebenen<br />

Anfangspunkt beginnt. Falls γ ganz in einer andersartig geschlitzten Ebene<br />

C\R≥0w mit w ∈ C × verläuft, finden wir unsere Hochhebung analog. Im<br />

allgemeinen wählen wir a = a0 < a1 < . . . < ar = b so, daß γ[ai−1, ai] jeweils<br />

ganz in einer geschlitzten Ebene enthalten ist, wählen induktiv Hochhebungen<br />

˜γi der γ|[ai−1,ai] so, daß ˜γi dort beginnt, wo ˜γi−1 aufhört, und setzen diese<br />

stückweisen Hochhebungen dann zum gesuchten Weg ˜γ : [a, b] → C zusammen.<br />

Nach III.1.1.6 haben wir natürlich ˜γ(b) = ˜γ(a) + 2πin für n ∈ Z, und<br />

˜γ ist nach IV.3.5.4 homotop zum Weg β : [0, 2π] → C, t ↦→ ˜γ(a) + int. Dann<br />

ist aber nach IV.3.5.5 auch γ = exp ◦˜γ homotop zu exp ◦β. Dieser Weg ist<br />

aber offensichtlich in C × frei homotop zum Weg [0, 1] → C × , t ↦→ e 2πint , und<br />

das zeigt im Satz die Existenz.<br />

Vorschau 2.2.4. Der hier gegebene Beweis für die Eindeutigkeit der Umlaufzahl<br />

ist zwar im Rahmen der Funktionentheorie bequem, scheint mir für sich<br />

allein betrachtet jedoch unangemessen verwickelt. Ich ziehe den Beweis im<br />

Rahmen der Topologie vor, der in ?? besprochen wird.<br />

Vorschau 2.2.5. Der Begriff der Umlaufzahl ermöglicht auch eine noch allgemeinere<br />

Fassung des Cauchy’schen Integralsatzes, die sogenannte Umlaufzahlversion<br />

des Integralsatzes: Ist im Definitionsbereich einer holomorphen<br />

Funktion ein geschlossener Weg gegeben, der keinen Punkt außerhalb<br />

des Definitionsbereichs umläuft, so verschwindet das Wegintegral unserer<br />

Funktion längs dieses Weges. Wir diskutieren seinen Beweis im Rahmen der<br />

singulären Homologietheorie in ??.

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