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Analysis

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1358 KAPITEL VIII. FUNKTIONENTHEORIE<br />

Korollar 1.6.5 (Goursat). Die Ableitung jeder holomorphen Funktion ist<br />

auch selbst wieder holomorph.<br />

Beweis. Übung 1.2.20 zeigt, daß die rechte Seite der Cauchy’schen Integralformel<br />

1.6.1 beliebig oft komplex nach w abgeleitet werden kann. Das liefert<br />

für die höheren Ableitungen einer holomorphen Funktion f, die auf einer<br />

offenen Umgebung einer abgeschlossenen Kreisscheibe K definiert ist, sogar<br />

die explizite Darstellung<br />

f (n) (w) = n!<br />

2πi<br />

<br />

∂ K<br />

f(z)<br />

dz<br />

(z − w) n+1<br />

Satz 1.6.6 (Liouville). Jede holomorphe auf der ganzen komplexen Zahlenebene<br />

definierte und beschränkte Funktion ist konstant.<br />

1.6.7. Eine auf der ganzen komplexen Zahlenebene definierte holomorphe<br />

Funktion heißt auch eine ganze Funktion. Einen alternativen Beweis für<br />

den Satz von Liouville geben wir in 2.1.5.<br />

Beweis. Lassen wir bei der Darstellung der Ableitung vom Ende des vorhergehenden<br />

Beweises zu 1.6.5 den Radius R nach Unendlich streben, so strebt<br />

die Länge des Integrationsweges linear mit dem Radius nach Unendlich, das<br />

Supremum der zu integrierenden Funktion aber ist für R > |w| betragsmäßig<br />

beschränkt durch eine beliebige obere Schranke von |f| multipliziert mit<br />

(R − |w|) −2 , fällt also salopp gesprochen quadratisch mit dem Radius, wenn<br />

der gegen Unendlich strebt. Also gilt f ′ (w) = 0 für alle w ∈ C.<br />

1.6.8 (Fundamentalsatz der Algebra). Ich erinnere den an Fundamentalsatz<br />

der Algebra ??: Jede Polynomfunktion ohne Nullstelle P : C → C<br />

ist konstant. Wir zeigen das nun mit den Mitteln der Funktionentheorie. Da<br />

für jedes Polynom P positiven Grades gilt limz→∞ |P (z)| = ∞, ist für jede<br />

Polynomfunktion ohne Nullstelle aber 1/P eine beschränkte holomorphe<br />

Funktion. Nach dem Satz von Liouville 1.6.6 ist dann 1/P und folglich auch<br />

P konstant.<br />

Satz 1.6.9 (Morera). Eine stetige komplexwertige Funktion auf einer offenen<br />

Teilmenge der komplexen Zahlenebene ist holomorph genau dann, wenn<br />

für jedes achsenparallele ganz in unserer Teilmenge enthaltene Rechteck das<br />

Randintegral verschwindet.<br />

Ergänzung 1.6.10. Eine in der Literatur oft bewiesene schwächere Variante<br />

besagt, daß eine stetige komplexwertige Funktion auf einer offenen Teilmenge<br />

der komplexen Zahlenebene holomorph genau dann ist, wenn ihr Wegintegral<br />

über jeden “Dreiecksrand” verschwindet, sobald die ganze “Dreiecksfläche” im<br />

Definitionsbereich unserer Funktion liegt.

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