05.10.2013 Aufrufe

Analysis

Analysis

Analysis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1460 KAPITEL VIII. FUNKTIONENTHEORIE<br />

2. Eine nichtkonstante meromorphe Γ-periodische Funktion muss jeden<br />

Wert, mit Vielfachkeiten gerechnet, gleich oft annehmen, und sie muß<br />

jeden Wert mindestens zweimal oder einmal zweifach annehmen.<br />

3. Die Summe der Residuen einer nichtkonstanten elliptischen Funktion<br />

über alle Γ-Bahnen von Polstellen ist Null.<br />

5.5.5. Eine nichtkonstante elliptische Funktion ist dasselbe wie ein nichtkonstanter<br />

Morphismus von Riemann’schen Flächen C/Γ → P 1 C, anschaulich<br />

gesprochen also eine ” verzweigte Überlagerung“. Da der Schwimmring C/Γ<br />

nicht homöomorph ist zur Kugelschale P 1 C, kann solch ein Morphismus nicht<br />

bijektiv sein, als da heisst, jeder Wert wird mit Vielfachkeiten gerechnet mindestens<br />

zweimal angenommen.<br />

Beweis. (1) Jede holomorphe Γ-periodische Funktion C → C ist beschränkt<br />

und damit konstant nach 1.6.6. (3) Gegeben Erzeuger w1, w2 unseres Gitters<br />

finden wir sicher p ∈ C derart, dass der Rand des Rechtecks p + [0, 1]w1 +<br />

[0, 1]w2 keine Pole unserer Funktion trifft. Integrieren wir unsere Funktion f<br />

oder präziser die 1-Form f(z) dz über den Rand dieses Rechtecks, so erhalten<br />

wir Null, da sich wegen der Periodizität die Integrale über gegenüberliegende<br />

Kanten jeweils aufheben. Der Residuensatz 2.2.9 zeigt dann die Behauptung.<br />

(2) Wenden wir die eben gewonnene Erkenntnis an auf die Funktion f ′ /f,<br />

deren Residuum bei p ja gerade die dortige Null- bzw. Polstellenordnung bei<br />

p ist, in Formeln<br />

Res (f ′ /f, p) = vp(f)<br />

wie beim Beweis von 2.3.2, so folgt <br />

p∈C/Γ vp(f) = 0, alias es gibt mit Vielfachkeiten<br />

gerechnet ebensoviele Nullstellen wie Polstellen. Wenden wir diese<br />

Erkenntnis auf die Funktionen f − c an mit c ∈ C, so folgt auch Teil 2 des<br />

Satzes. Daß eine elliptische Funktion schließlich nicht nur einen einfachen Pol<br />

in C/Γ haben kann, folgt auch sofort aus Teil 3.<br />

Satz 5.5.6 (Abel). Sei Γ ⊂ C ein Gitter. Genau dann gibt es eine Γperiodische<br />

Funktion mit vorgegebenen Nullstellen a1, . . . , an ∈ C/Γ und vorgegebenen<br />

Polstellen b1, . . . , bn ∈ C/Γ, jeweils mit Vielfachheiten genommen,<br />

wenn in C/Γ gilt<br />

a1 + · · · + an = b1 + · · · + bn<br />

5.5.7. Im Fall n = 1 folgt also a1 = b1, und da das absurd ist, gibt es keine<br />

elliptische Funktion mit einer einzigen und einfachen Nullstelle. Wir sehen<br />

so ein weiteres Mal, dass eine elliptische Funktion jeden Wert mindestens<br />

doppelt annehmen muss.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!