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Analysis

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2. NAIVE MENGENLEHRE UND KOMBINATORIK 37<br />

2.1.2. Im Wortlaut der ersten Zeilen des Artikels “Beiträge zur Begründung<br />

der transfiniten Mengenlehre (Erster Aufsatz)” von Georg Cantor, erschienen<br />

im Jahre 1895, hört sich die Definition einer Menge so an:<br />

Unter einer Menge verstehen wir jede Zusammenfassung M von<br />

bestimmten wohlunterschiedenen Objecten m unserer Anschauung<br />

oder unseres Denkens (welche die Elemente von M genannt<br />

werden) zu einem Ganzen.<br />

Verbinden wir mit einer Menge eine geometrische Vorstellung, so nennen wir<br />

ihre Elemente auch Punkte und die Menge selbst einen Raum. Ein derartiges<br />

Herumgerede ist natürlich keine formale Definition und birgt auch<br />

verschiedene Fallstricke, vergleiche 2.1.24. Das Ziel dieser Vorlesung ist aber<br />

auch nicht eine formale Begründung der Mengenlehre, wie Sie sie später in<br />

der Logik kennenlernen können. Sie sollen vielmehr die Bedeutung dieser<br />

Worte intuitiv erfassen wie ein Kleinkind, das Sprechen lernt: Indem sie mir<br />

und anderen Mathematikern zuhören, wie wir mit diesen Worten sinnvolle<br />

Sätze bilden, uns nachahmen, und beobachten, welchen Effekt Sie damit<br />

hervorrufen. Unter anderem dazu sind die Übungsgruppen da.<br />

Beispiele 2.1.3. Endliche Mengen gibt man oft durch eine vollständige Liste<br />

ihrer Elemente in geschweiften Klammern an, zum Beispiel in der Form<br />

X = {x1, x2, . . . , xn}. Diese geschweiften Klammern heißen auch Mengenklammern.<br />

Die Elemente dürfen mehrfach genannt werden, und es kommt<br />

nicht auf die Reihenfolge an, in der sie genannt werden. So haben wir also<br />

{1, 1, 2} = {2, 1}. Die Aussage “x ist Element von X” wird mit x ∈ X abgekürzt,<br />

ihre Verneinung “x ist nicht Element von X” mit x ∈ X. Es gibt<br />

auch die sogenannte leere Menge ∅ = { }, die gar kein Element enthält.<br />

Andere Beispiele sind die Menge der natürlichen Zahlen N = {0, 1, 2, . . .},<br />

die Menge der ganzen Zahlen Z = {0, 1, −1, 2, −2, . . .} und die Menge der<br />

rationalen Zahlen Q = {p/q | p, q ∈ Z, q = 0}. Der Name letzterer Menge<br />

kommt von lateinisch “ratio” für “Verhältnis”. Man beachte, daß wir auch<br />

hier Elemente mehrfach genannt haben, es gilt ja p/q = p ′ /q ′ genau dann,<br />

wenn pq ′ = p ′ q. Auf Deutsch bezeichnet man die rationalen Zahlen auch<br />

als Bruchzahlen, da man sich etwa ein Viertel eines Kekses als den Anteil<br />

denken kann, der entsteht, wenn man besagten Keks in vier gleiche Teile<br />

zerbricht.<br />

2.1.4. Die Verwendung des Kommas als Trenner ist hier insofern problematisch,<br />

als {1, 2} nun sowohl als die Menge mit den beiden Elementen 1 und 2<br />

verstanden werden kann, als auch als die Menge mit dem Dezimalbruch 1,2<br />

als einzigem Element. Was im Einzelfall gemeint ist, gilt es aus dem Kontext<br />

zu erschließen oder durch genaues Prüfen des Freiraums nach dem Komma.<br />

In diesem Text werden Dezimalbrüche nur selten vorkommen.

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