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Analysis

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90 KAPITEL II. FUNKTIONEN EINER VERÄNDERLICHEN<br />

1 Die reellen Zahlen<br />

Hier trennen sich nun die Wege der linearen Algebra, in der man sich zunächst<br />

nur auf die in [?] eingeführten algebraischen Konzepte stützt und bis<br />

auf weiteres mit beliebigen Körpern arbeiten kann, und der <strong>Analysis</strong>, für die<br />

das Wesen der reellen Zahlen grundlegend ist. Bei der Modellierung des Anschauungsraums<br />

spielen jedoch die reellen Zahlen auch wieder eine zentrale<br />

Rolle. Überspitzt könnte man sagen, daß im Gegensatz zu früher, als die<br />

mathematische Modellierung der Ebene mithilfe der euklidischen Axiome an<br />

den Anfang gestellt wurde, seit dem Anfang des 20.-ten Jahrhunderts eher<br />

die Modellierung der Gerade an den Anfang gestellt wird, wie wir sie im<br />

folgenden kennenlernen werden.<br />

1.1 Wurzeln rationaler Zahlen<br />

Satz 1.1.1. Es gibt keine rationale Zahl x ∈ Q mit x 2 = 2.<br />

Bemerkung 1.1.2. Dieser Satz erklärt, warum wir uns mit den rationalen Zahlen<br />

nicht zufrieden geben. In der Tat suchen wir nach einem Zahlbereich, in<br />

dem jeder “anschaulichen Länge”, wie zum Beispiel der Länge der Diagonale<br />

eines Quadrats der Kantenlänge Eins, auch tatsächlich eine Zahl entspricht.<br />

Wir zeigen in 2.3.2, daß im Zahlbereich der reellen Zahlen immerhin aus allen<br />

nichtnegativen Zahlen Quadratwurzeln gezogen werden können, und diskutieren<br />

in 2.4.1, wie sich sogar unsere anschauliche Vorstellung von der Länge<br />

des Einheitskreises zur Definition einer reellen Zahl präzisieren läßt.<br />

Erster Beweis. Setzen wir die in ?? bewiesene Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung<br />

als bekannt voraus, so folgt unmittelbar, daß das Quadrat eines<br />

unkürzbaren Bruches mit Nenner = ±1 wieder ein unkürzbarer Bruch mit<br />

Nenner = ±1 ist. Für eine rationale Zahl x ∈ Q folgt aus x ∈ Z also x 2 ∈ Z.<br />

Gäbe es mithin eine rationale Zahl x ∈ Q mit x 2 = 2, so müßte x bereits<br />

selbst eine ganze Zahl sein. Offensichtlich gibt es jedoch keine ganze Zahl<br />

x ∈ Z mit x 2 = 2.<br />

Zweiter Beweis. Ohne die Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung als bekannt<br />

vorauszusetzen können wir in unserer speziellen Situation auch elementarer<br />

mit dem Primfaktor 2 durch Widerspruch argumentieren: Nehmen wir an, wir<br />

fänden ganze Zahlen p, q ∈ Z mit q = 0 derart, daß x = p/q ein unkürzbarer<br />

Bruch wäre mit x 2 = 2. Es folgte p 2 = 2q 2 , also p 2 gerade, also p gerade, also<br />

p 2 durch 4 teilbar, also q 2 gerade, also q gerade. Dann wäre unser Bruch aber<br />

doch kürzbar gewesen, nämlich durch 2.

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