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Analysis

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5. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN 489<br />

bis auf “Zeitverschiebung” die einzige maximale Integralkurve. Zum Beispiel<br />

ist a(x) = x ein stetiges Vektorfeld ohne Nullstellen auf U = R>0 und G(x) =<br />

log x ist eine Stammfunktion von 1/x und jede maximale Integralkurve ist<br />

von der Gestalt γ : R → R>0, γ(t) = exp(t + c) mit einer Konstanten c ∈ R.<br />

Übung 5.1.15 (Größere Felder haben schnellere Integralkurven). Gegeben<br />

U ⊂ R halboffen und a, b : U → R stetig ohne Nullstelle mit a ≤ b<br />

und I ⊂ R ein halboffenes Intervall und γ, κ : I → U differenzierbar mit<br />

˙γ(t) = a(γ(t)) und ˙κ(t) = b(κ(t)) für alle t ∈ I folgt aus γ(t0) ≤ κ(t0) für ein<br />

t0 ∈ I bereits dieselbe Aussage für alle t ∈ I mit t ≥ t0.<br />

Beispiel 5.1.16 (Spezielle eindimensionale Felder mit Nullstellen). Gegeben<br />

ein stetiges Vektorfeld mit Nullstellen auf einer offenen Teilmenge eines<br />

eindimensionalen Raums liegen die Verhältnisse komplizierter als in 5.1.14.<br />

Wir suchen etwa für α ∈ R Integralkurven des Vektorfelds a(x) = x α auf R>0<br />

alias auf einem halboffenen Intervall I ⊂ R definierte Funktionen γ : I → R>0<br />

mit<br />

˙γ(t) = (γ(t)) α ∀t ∈ I<br />

Unsere allgemeine Theorie aus 5.1.14 sagt uns, daß das gerade die Umkehrfunktion<br />

zu Stammfunktionen von x−α sind. Den Fall α = 1 kennen wir zur<br />

Genüge, im Fall α = 1 erhalten wir als Stammfunktion G(x) = x1−α /(1 − α).<br />

∼<br />

Im Fall α > 1 induziert nun G eine Bijektion G : R>0 → R0 → R>0, aber die Umkehrfunktion wird jedesmal<br />

durch dieselbe Formel gegeben und wir erhalten die Integralkurven<br />

γ(t) = ((1 − α)t) (1−α)−1<br />

Im Fall α = 2 etwa ergibt sich γ(t) = −1/t und unsere Integralkurve “läuft<br />

in endlicher Zeit nach +∞, braucht aber, wenn wir die Zeit rückwärts laufen<br />

lassen, unendlich lange bis zum Ursprung”. Dasselbe gilt in allen Fällen mit<br />

α > 1. Im Fall α = 0 dahingegen ergibt sich γ(t) = t und unsere Integralkurve<br />

“läuft für alle positiven Zeiten, braucht aber, wenn wir die Zeit rückwärts<br />

laufen lassen, nur endlich viel Zeit bis zum Ursprung”. Dasselbe gilt in allen<br />

Fällen mit α < 1. In den Fällen mit 0 ≤ α können wir unser Vektorfeld<br />

stetig auf R fortsetzen durch die Vorschrift a(x) = |x| α und für 0 < α hat<br />

diese Fortsetzung eine Nullstelle bei Null. In den Fällen 0 < α < 1 gibt es<br />

nun auch Integralkurven, die in endlicher Zeit aus dem Negativen nach Null<br />

laufen und dort eine Weile stehenbleiben bevor sie ins Positive weiterlaufen.<br />

Erklären wir etwa auf R ein stetiges Vektorfeld durch a(x) = 3√ x 2 , so ist<br />

γ(t) = t 3 /27 ein Integralkurve, aber auch die Abbildung ψ : R → R, die

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