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Analysis

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3. ALGEBRAISCHE GRUNDBEGRIFFE 77<br />

3.4.8. Die Frage, wie das Produkt zweier negativer Zahlen zu bilden sei, war<br />

lange umstritten. Mir scheint der vorhergehende Beweis das überzeugendste<br />

Argument für “Minus mal Minus gibt Plus”: Es sagt salopp gesprochen, daß<br />

man diese Regel adoptieren muß, wenn man beim Rechnen das Ausklammern<br />

ohne alle Einschränkungen erlauben will.<br />

3.4.9. Den Begriff eines Homomorphismus verwendet man bei Mengen mit<br />

mehr als einer Verknüpfung analog. Zum Beispiel ist ein Körperhomomorphismus<br />

ϕ von einem Körper K in einen Körper L definiert als eine Abbildung<br />

ϕ : K → L derart, daß gilt ϕ(a+b) = ϕ(a)+ϕ(b) und ϕ(ab) = ϕ(a)ϕ(b)<br />

für alle a, b ∈ K und ϕ(1) = 1. Die Bedingung ϕ(1) = 1 ist nur nötig, um<br />

den Fall der Nullabbildung auszuschließen. In anderen Worten mag man einen<br />

Körperhomomorphismus auch definieren als eine Abbildung, die sowohl für<br />

die Addition als auch für die Multiplikation ein Monoidhomomorphismus ist.<br />

Unter einem Körperisomorphismus verstehen wir wieder einen bijektiven<br />

Körperhomomorphismus.<br />

3.4.10. Den Begriff eines Homomorphismus verwendet man auch im Fall von<br />

Mengen mit gar keiner Verknüpfung: Unter einem Homomorphismus von<br />

Mengen versteht man schlicht eine Abbildung, unter einem Isomorphismus<br />

von Mengen eine Bijektion.<br />

Übung 3.4.11. Ist K ein Körper derart, daß es kein x ∈ K gibt mit x 2 = −1,<br />

so kann man die Menge K × K = K 2 zu einem Körper machen, indem man<br />

die Addition und Multiplikation definiert durch<br />

(a, b) + (c, d) := (a + c, b + d)<br />

(a, b) · (c, d) := (ac − bd, ad + bc)<br />

Die Abbildung K → K 2 , a ↦→ (a, 0) ist dann ein Körperhomomorphismus.<br />

Kürzen wir (a, 0) mit a ab und setzen (0, 1) = i, so gilt i 2 = −1 und (a, b) =<br />

a + b i und die Abbildung a + b i ↦→ a − b i ist ein Körperisomorphismus<br />

K 2 ∼ → K 2 .<br />

3.4.12. Auf die in der vorhergehenden Übung 3.4.11 erklärte Weise können<br />

wir etwa aus dem Körper K = R der “reellen Zahlen”, sobald wir ihn kennengelernt<br />

haben, direkt den Körper C der komplexen Zahlen konstruieren.<br />

Unser Körperisomorphismus gegeben durch die Vorschrift a + b i ↦→ a − b i<br />

heißt in diesem Fall die komplexe Konjugation und wird auch z ↦→ ¯z notiert.<br />

Man beachte, wie mühelos das alles in der Sprache der Mengenlehre zu<br />

machen ist. Als die komplexen Zahlen erfunden wurden, gab es noch keine<br />

Mengenlehre und beim Rechnen beschränkte man sich auf das Rechnen mit<br />

“reellen” Zahlen, ja selbst das Multiplizieren zweier negativer Zahlen wurde<br />

als eine fragwürdige Operation angesehen, und das Ziehen einer Quadratwurzel<br />

aus einer negativen Zahl als eine rein imaginäre Operation. In gewisser

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