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Analysis

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1. KOMPLEXE EXPONENTIALFUNKTION 305<br />

1.1.4. Für eine reelle Zahl a > 0 und z ∈ C definieren wir wieder<br />

a z := exp(z log a)<br />

und schreiben insbesondere auch exp z = e z für z ∈ C. Aus der Beschreibung<br />

von sin, cos und exp durch Potenzreihen II.7.6.2 oder in der Konstruktion von<br />

C als Ring pezieller Matrizen auch aus II.7.6.3 folgt die Euler’sche Formel<br />

e i t = cos t + i sin t<br />

Anschaulich beschreibt die Abbildung R → C, t ↦→ exp(i t) also das Aufwickeln<br />

der reellen Zahlengerade auf den Einheitskreis in der komplexen Zahlenebene<br />

{z ∈ C | |z| = 1}. Insbesondere erfüllen unsere Hauptdarsteller die<br />

bemerkenswerte Identität<br />

e i π = −1<br />

Aus exp(− i t) = exp(i t) folgern wir umgekehrt für alle t ∈ R die Formeln<br />

cos t = ei t − i t + e<br />

2<br />

und sin t = ei t − i t − e<br />

2 i<br />

Benutzen wir diese Formeln, um den Sinus und Cosinus zu Funktionen C → C<br />

auszudehnen, und dehnen wir ihre hyperbolischen Analoga in derselben Weise<br />

zu Funktionen C → C aus, so können wir die formale Analogie zwischen<br />

diesen Funktionen präzisieren zu den Formeln cos z = cosh i z und sin z =<br />

− i sinh i z für alle z ∈ C. In der angelsächsischen Literatur wird manchmal<br />

auch die Abkürzung exp(i z) = cis(z) verwendet, die wohl auf die Euler’sche<br />

Formel exp(i z) = cos z + i sin z zurückzuführen ist.<br />

Ergänzende Übung 1.1.5. Man zeige mit der Euler’schen Formel aus 1.1.4 die<br />

Identität sin 3 ϑ = 3<br />

4<br />

sin ϑ − 1<br />

4 sin(3ϑ).<br />

1.1.6 (Kern und Bild der komplexen Exponentialfunktion). Nach<br />

1.1.4 induziert die Exponentialfunktion eine Surjektion der imaginären Geraden<br />

i R auf den Einheitskreis {z ∈ C | |z| = 1}. Daß die Exponentialfunktion<br />

eine Bijektion R ∼ → R>0 induziert, wissen wir bereits aus II.3.2.11. Da nun<br />

jede von Null verschiedene komplexe Zahl w sich schreiben läßt als Produkt<br />

w = (w/|w|)|w| mit w/|w| auf dem Einheitskreis und |w| positiv, ist<br />

die Exponentialfunktion nach der Funktionalgleichung sogar ein surjektiver<br />

Gruppenhomomorphismus exp : C ↠ C × . Der Kern dieses Gruppenhomomorphismus,<br />

als da heißt das Urbild des neutralen Elements 1 ∈ C × besteht<br />

aufgrund unserer Gleichungen | exp z| = exp(Re z) und e i t = cos t + i sin t<br />

genau aus allen ganzzahligen Vielfachen von 2π i, in Formeln<br />

ker(exp) = 2π i Z

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