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Analysis

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3. SPEKTRALTHEORIE IN HILBERTRÄUMEN 713<br />

Satz 3.2.7 (Baire’scher Kategoriensatz). In einem vollständigen metrischen<br />

Raum hat jede abzählbare Vereinigung von abgeschlossenen Teilmengen<br />

ohne innere Punkte auch selbst keine inneren Punkte.<br />

3.2.8. Die Bezeichnung “Baire’scher Kategoriensatz” kommt daher, daß Baire<br />

eine Teilmenge “von erster Kategorie” nennt, wenn sie eine abzählbare Vereinigung<br />

ist von Mengen, deren Abschluß jeweils keinen inneren Punkt enthält.<br />

Mit dieser Terminologie kann man den Satz dann auch umformulieren zu der<br />

Aussage, daß “in jedem vollständigen metrischen Raum das Komplement einer<br />

Menge von erster Kategorie dicht liegt”.<br />

Ergänzung 3.2.9. Der Baire’sche Kategoriensatz gilt mit fast demselben Beweis<br />

auch für jeden lokal kompakten Hausdorff-Raum. Statt der Vollständigkeit<br />

benutzt man beim Beweis dann II.6.10.8.<br />

Beweis. Sei X unser vollständiger Raum und seien A1, A2, . . . abgeschlossene<br />

Teilmengen. Wir argumentieren durch Widerspruch. Unter einem Ball<br />

verstehen wir stets einen Ball mit positivem Radius. Hätte die Vereinigung<br />

A = Ai einen inneren Punkt, so enthielte sie einen abgeschlossenen Ball<br />

B0. Da A1 keinen inneren Punkt hat, kann der zugehörige offene Ball nicht<br />

in A1 enthalten sein, und es gibt folglich einen abgeschlossenen Ball B1 ⊂ B0<br />

mit B1 ∩ A1 = ∅. Wir dürfen dabei sogar annehmen, daß der Radius von<br />

B1 kleiner als 1 ist. Da auch A2 keinen inneren Punkt hat, gibt es weiter<br />

einen abgeschlossenen Ball B2 ⊂ B1 mit B2 ∩ A2 = ∅ und wir dürfen sogar<br />

annehmen, daß der Radius von B2 kleiner als 1/2 ist. Indem wir immer so<br />

weitermachen, finden wir eine absteigende Folge von abgeschlossenen Bällen<br />

B0 ⊃ B1 ⊃ B2 ⊃ . . . , deren Radien gegen Null streben und deren Schnitt<br />

die Menge A nicht trifft. Wegen A ⊃ B0 muß der Schnitt dann leer sein. Die<br />

Zentren unserer Bälle bilden jedoch eine Cauchy-Folge, und deren Grenzwert<br />

liegt notwendig im Schnitt aller unserer Bälle. Dieser Widerspruch beendet<br />

den Beweis.<br />

Übung 3.2.10. In einem vollständigen metrischen Raum ist der Schnitt einer<br />

abzählbaren Familie offener dichter Teilmengen zumindest noch dicht.<br />

Ergänzung 3.2.11. Hier noch eine witzige wenn auch unwesentliche Anwendung.<br />

Es gibt ja eine Funktion f : R → R, die an allen irrationalen Stellen<br />

stetig ist und an allen rationalen Stellen unstetig, zum Beispiel<br />

f(x) =<br />

0 x ∈ Q;<br />

1/q x = p/q unkürzbarer Bruch mit q ≥ 1.<br />

Es gibt jedoch keine Funktion f : R → R, die an allen rationalen Stellen stetig<br />

ist und an allen irrationalen Stellen unstetig: Für jede Funktion f : R → R

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