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Analysis

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2. SINGULÄRE STELLEN HOLOMORPHER FUNKTIONEN 1381<br />

Definition 2.2.6. Der Koeffizient von (z − w) −1 in der Laurententwicklung<br />

nach 2.1.19 einer holomorphen Funktion f(z) mit isolierter Singularität bei<br />

w heißt das Residuum Res(f, w) = Resw f von f bei w. Ist die Funktion f<br />

durch einen Ausdruck in einer komplexen Variablen gegeben, etwa als Ausdruck<br />

in der Variablen z, so verwenden wir für das Residuum von f bei w in<br />

Bezug auf z auch die Notation Resz=w f(z).<br />

2.2.7. Nach 2.1.18 oder genauer dem Beweis dieser Aussage haben wir also<br />

Res(f, w) = 1<br />

<br />

f(z) dz<br />

2πi<br />

|z−w|=r<br />

für jeden Radius r > 0 derart, daß unsere Funktion f mit Ausnahme der<br />

singulären Stelle w auf einer Umgebung der abgeschlossenen Kreisscheibe<br />

{z | |z − w| ≤ r} definiert ist und dort keine weiteren Singularitäten hat.<br />

Die Bezeichnung als “Residuum”, lateinisierend für “Überbleibsel”, hat wohl<br />

damit zu tun, daß diese Zahl den einzigen Term der Laurentreihe beschreibt,<br />

der in diesem Zusammenhang beim Integrieren übrigbleibt.<br />

2.2.8. Hat unsere Funktion f nur einen Pol erster Ordnung bei w, so läßt sich<br />

g(z) = (z − w)f(z) stetig über z = w fortsetzen und wir haben offensichtlich<br />

g(w) = Res(f, w). Läßt sich allgemeiner für irgendein n ∈ N die Funktion<br />

g(z) = (z − w) n+1 f(z) stetig über z = w fortsetzen, so ist diese Fortsetzung<br />

holomorph und ihre n-te Ableitung bei w liefert das Residuum von f bei w<br />

vermittels der Identität g (n) (w) = n! Res(f, w), die man leicht mithilfe der<br />

Laurententwicklung von f um w einsehen kann.<br />

Satz 2.2.9 (Residuensatz). Ist U ⊂◦ C offen, P ⊂ U endlich, f : U\P → C<br />

holomorph und γ ein geschlossener Weg in U\P , der in U zusammenziehbar<br />

ist, so gilt <br />

f(z) dz = 2πi <br />

Um(γ, p) Res(f, p)<br />

γ<br />

p∈P<br />

2.2.10. Integrieren wir also in Worten eine holomorphe Funktion mit endlich<br />

vielen isolierten Singularitäten längs eines geschlossenen Weges, der in ihrem<br />

Definitionsbereich vereinigt mit den singulären Stellen zusammenziehbar ist,<br />

so ist das Wegintegral bis auf den Faktor 2πi die Summe der Residuen, jeweils<br />

gewichtet mit der Umlaufzahl unseres Weges um die entsprechende singuläre<br />

Stelle. Ist unser geschlossener Weg sogar bereits im Komplement U\P der<br />

singulären Stellen zusammenziehbar, so verschwindet das Wegintegral nach<br />

den Cauchy’schen Integralsatz, und der Residuensatz liefert auch Null für<br />

den Wert der Integrals, da dann bereits alle Umlaufzahlen um Punkte aus P<br />

Null sind. In ?? diskutieren wir auch noch eine etwas allgemeinere Version<br />

für “in U nullhomologe Wege”.

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