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Analysis

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7. RAUMWERTIGE FUNKTIONEN 269<br />

7.2 Ableiten von raumwertigen Funktionen<br />

Definition 7.2.1. Seien γ : I → X eine Abbildung von einer halboffenen<br />

Teilmenge I ⊂ R in einen normierten Raum X und p ∈ I ein Punkt von<br />

I. Wir nennen die Abbildung γ differenzierbar bei p genau dann, wenn<br />

der Grenzwert limt→0(γ(p + t) − γ(p))/t in X existiert im Sinne von 6.6.8.<br />

In diesem Fall nennen wir besagten Grenzwert die Ableitung von γ bei p<br />

und notieren diesen Vektor<br />

γ ′ γ(p + t) − γ(p)<br />

(p) := lim<br />

t→0 t<br />

γ(q) − γ(p)<br />

= lim<br />

q→p q − p<br />

Ist γ differenzierbar an allen Stellen p ∈ I, so nennen wir γ differenzierbar<br />

oder genauer differenzierbar auf I.<br />

7.2.2. Ich denke mir eine Abbildung von einer halboffenen Teilmenge I ⊂ R<br />

in einen normierten Raum X gerne als Beschreibung eines Teilchens, das sich<br />

in X bewegt, und denke mir also I als ein Zeitintervall. Dann nenne ich γ ′ (p)<br />

auch die “Geschwindigkeit” oder genauer den “Geschwindigkeitsvektor” von γ<br />

zum Zeitpunkt p und schreibe sogar manchmal ˙γ statt γ ′ . In physikalischen<br />

Zusammenhängen verwende ich diese Begriffe jedoch präziser nur für Funktionen<br />

auf einer halboffenen Teilmenge I ⊂ T unseres mathematischen Modells<br />

der Zeit aus ??, vergleiche VII.3.1.2, denn eine physikalische Geschwindigkeit<br />

darf ja nicht die Einheit einer Länge haben. Wie man für Abbildungen von<br />

beliebigen eindimensionalen reellen Räumen in normierte reelle Räume die<br />

Ableitung definiert, besprechen wir in IV.1.2.2 und IV.1.2.15.<br />

7.2.3. Formal folgt die in der Definition implizit behauptete Gleichheit der<br />

beiden Grenzwerte aus dem Analogon der zweiten Aussage von 3.3.21, die<br />

sich wie in 6.6.11 kurz erwähnt mitsamt ihrem Beweis ohne weitere Schwierigkeiten<br />

auf den Fall von Grenzwerten bei metrischen oder sogar topologischen<br />

Räumen verallgemeinern läßt.<br />

7.2.4. Ich lege hier die Begrifflichkeit normierter affiner Räume im Sinne von<br />

6.8.2 zugrunde. Der Leser mag sich stattdessen auch normierte Vektorräume<br />

oder sogar den R n denken. Die gewählte Allgemeinheit modelliert jedoch<br />

meines Erachtens besser unsere Anschauung bewegter Teilchen, etwa im uns<br />

umgebenden Raum oder auch auf der Tafelebene. Des weiteren hoffe ich,<br />

daß die begriffliche Trennung von Punkten einerseits und Richtungsvektoren<br />

andererseits auch das Verständnis fördern mag.<br />

Übung 7.2.5. Auch für Abbildungen halboffener Teilmengen von R in normierte<br />

Räume folgt aus der Differenzierbarkeit bereits die Stetigkeit.<br />

Übung 7.2.6. Sei γ : I → X eine Abbildung von einer halboffenen Teilmenge<br />

I ⊂ R in einen normierten Raum X und sei L : X → Y eine stetige affine

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