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512 KAPITEL IV. FUNKTIONEN MEHRERER VERÄNDERLICHEN<br />

In Worten ist ein System von Teilmengen einer Menge X also eine Mengenalgebra<br />

genau dann, wenn es stabil ist unter dem Bilden von endlichen<br />

Vereinigungen und von Komplementen bezüglich X.<br />

6.1.3. Ich will kurz diskutieren, warum unsere Definition in Formeln zu unserer<br />

Definition in Worten gleichbedeutend sind. Bei der Definition in Worten<br />

ist mitgemeint, daß eine Mengenalgebra die leere Menge enthalten soll als“die<br />

Vereinigung über überhaupt keine Teilmenge von X”, vergleiche ??. Bei der<br />

Definition in Formeln folgt umgekehrt die Stabilität von A unter endlichen<br />

Vereinigungen von mehr als zwei Mengen induktiv.<br />

6.1.4. Eine Mengenalgebra ist natürlich auch stabil unter dem Bilden von<br />

endlichen Schnitten und von Differenzmengen.<br />

Definition 6.1.5. Eine Mengenalgebra, die sogar stabil ist unter abzählbaren<br />

Vereinigungen, heißt eine σ-Algebra, französisch tribu. Ein Paar<br />

(X, M) bestehend aus einer Menge X und einer σ-Algebra M ⊂ P(X) heißt<br />

ein Meßraum. Die Mengen aus M heißen dann die meßbaren Mengen von<br />

(X, M) oder kurz von X.<br />

6.1.6. In Formeln ist eine σ-Algebra also eine Mengenalgebra A ⊂ P(X)<br />

derart, daß aus Ai ∈ A für i = 1, 2, . . . folgt <br />

i∈N Ai ∈ A. Gegeben ein<br />

Meßraum (X, M) ist dann natürlich auch ganz X meßbar und abzählbare<br />

Schnitte meßbarer Mengen sind wieder meßbar.<br />

Beispiel 6.1.7. In jeder Menge bilden die endlichen Teilmengen mitsamt ihren<br />

Komplementen eine Mengenalgebra, die jedoch nur dann eine σ-Algebra ist,<br />

wenn wir unsere Konstruktion in einer endlichen Menge durchführen. In jeder<br />

Menge bilden die abzählbaren Teilmengen mitsamt ihren Komplementen eine<br />

σ-Algebra.<br />

Beispiel 6.1.8. Alle endlichen Vereinigungen von Intervallen bilden eine Mengenalgebra<br />

von Teilmengen von R. Die abzählbaren Vereinigungen von Intervallen<br />

bilden keine σ-Algebra von Teilmengen von R, da dieses Mengensystem<br />

nicht unter dem Bilden von Komplementen stabil ist: Zum Beispiel ist die<br />

Menge der rationalen Zahlen Q ⊂ R eine abzählbare Vereinigung von Intervallen,<br />

genauer von einelementigen Intervallen, aber ihr Komplement R\Q<br />

ist keine abzählbare Vereinigung von Intervallen mehr.<br />

Definition 6.1.9. Sei X = (X, M) ein Meßraum. Ein Maß oder genauer ein<br />

nichtnegatives Maß auf X ist eine Abbildung µ : M → [0, ∞] derart, daß<br />

für jede abzählbare Familie von paarweise disjunkten meßbaren Mengen das<br />

Maß ihrer Vereinigung übereinstimmt mit der Summe der Maße der einzelnen<br />

Mengen. Wir sagen dann auch, die Abbildung µ sei σ-additiv und nennen

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