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Analysis

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502 KAPITEL IV. FUNKTIONEN MEHRERER VERÄNDERLICHEN<br />

wählen wir eine stetige Fortsetzung von M auf ein offenes Intervall J ⊃ I.<br />

Nun erfüllt γ : I → V nach 5.1.19 unsere Differentialgleichung genau dann,<br />

wenn es eine Integralkurve des zeitabhängigen Vektorfelds (t, v) ↦→ M(t)v auf<br />

J × V ist. Dies zeitabhängige Vektorfeld ist lokal partiell lipschitzstetig, im<br />

Sinne von 5.2.8, also besitzt es nach 5.2.8 zu jedem Anfangswert höchstens<br />

eine auf I definierte Integralkurve, und das zeigt die Injektivität. Für den<br />

Beweis der Surjektivität reicht es zu zeigen, daß jede maximale Integralkurve<br />

des zeitabhängigen Vektorfelds (t, v) ↦→ M(t)v mit Anfangswert γ(t0) = v0<br />

auf ganz J definiert ist. Sicher reicht es zu zeigen, daß sie bis zum oberen<br />

Ende von J definiert ist. Sonst gäbe es aber b ∈ J derart, daß die Lösung<br />

nicht in positiver Richtung über [0, b) hinaus fortgesetzt werden könnte. Es<br />

gibt jedoch L mit M(t) ≤ L für alle t ∈ [0, b], daraus folgt für t ∈ [0, b)<br />

erst<br />

<br />

<br />

γ(t) = <br />

v0 <br />

t<br />

<br />

+ M(τ)γ(τ) dτ<br />

≤ v0<br />

t<br />

+ L γ(τ) dτ<br />

0<br />

und dann γ(t) ≤ v0 e Lt nach dem Lemma von Gronwall 5.3.3, das wir im<br />

Anschluß beweisen. Dann wäre aber γ(t) beschränkt auf t ∈ [0, b), nämlich<br />

durch v0 e Lb , im Widerspruch zur letzten Aussage von 5.2.6 oder genauer<br />

ihrem Analogon 5.2.8 für zeitabhängige Vektorfelder.<br />

Lemma 5.3.3 (Gronwall). Ist b ∈ R≥0 und f : [0, b] → [0, ∞) stetig und<br />

gibt es nichtnegative Konstanten L, C mit<br />

f(t) ≤ L<br />

t<br />

0<br />

f(τ) dτ + C<br />

für alle t ≥ 0, so erfüllt f die Abschätzung f(t) ≤ C e Lt .<br />

5.3.4. Es scheint mir von der Anschauung her ziemlich klar, daß eine differenzierbare<br />

Funktion F mit der Eigenschaft F ′ ≤ F höchstens exponentiell<br />

wachsen kann. Das Lemma von Gronwall präzisiert und verallgemeinert diese<br />

Intuition.<br />

Beweis. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit dürfen wir L und C positiv<br />

annehmen. Bezeichnet F (t) den Wert des obigen Integrals, so folgern wir erst<br />

F ′ (t)<br />

LF (t) + C<br />

und dann durch Integrieren von 0 bis t mithilfe der Substitutionsregel weiter<br />

L −1 log(LF (t) + C) − L −1 log C ≤ t alias log(LF (t) + C) ≤ Lt + log C und<br />

durch Exponentieren und das Erinnern unserer Voraussetzungen schließlich<br />

≤ 1<br />

f(t) ≤ LF (t) + C ≤ C e Lt<br />

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