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Analysis

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2. FOLGEN UND REIHEN 125<br />

Seien x, y : R 2 → R die beiden Abbildungen, die jedem Punkt der Ebene<br />

seine erste bzw. zweite Koordinate zuordnen, also v = (x(v), y(v)) ∀v ∈ R 2 .<br />

Die Distanz d(v, w) ∈ R zwischen zwei Punkten v, w ∈ R 2 der Ebene erklären<br />

wir in Erinnerung an den Satz des Pythagoras durch die Formel<br />

d(v, w) := (x(v) − x(w)) 2 + (y(v) − y(w)) 2<br />

Die Kreiszahl π ∈ R definieren wir dann als das Supremum über die“Längen<br />

aller in unseren Halbkreis H einbeschriebenen Polygonzüge”, in Formeln<br />

<br />

n <br />

<br />

π := sup d(vi−1, vi) <br />

n ∈ N, v0,<br />

<br />

v1, . . . , vn ∈ H,<br />

x(v0) < x(v1) < . . . < x(vn)<br />

i=1<br />

Mithilfe der Abschätzung √ a 2 + b 2 ≤ |a| + |b| erkennt man, daß die Zahl<br />

4 eine obere Schranke ist für unsere Menge von Längen von Polygonzügen,<br />

mithin haben wir hier in der Tat eine reelle Zahl π ∈ R definiert. Wir werden<br />

in 7.6.19 sehen, wie man diese Zahl im Prinzip bis zu einer beliebig vorgegebenen<br />

Stelle nach dem Komma berechnen kann. Die Definition selbst ist sehr<br />

einfach. Ich habe sie nur deshalb nicht gleich im Zusammenhang mit der Definition<br />

der reellen Zahlen gegeben, weil sie die Existenz von Quadratwurzeln<br />

benötigt, die erst in 2.3.2 gezeigt wurde.<br />

Ergänzung 2.4.2. Die Zahl π ist nicht rational, in Formeln π ∈ Q, wie Lambert<br />

bereits 1766 zeigen konnte. Anders ausgedrückt läßt sich π nicht durch<br />

einen periodischen Dezimalbruch darstellen. Wir geben einen Beweis in 7.6.7.<br />

Unsere Kreiszahl π ist noch nicht einmal algebraisch, als da heißt Nullstelle<br />

eines nichttrivialen Polynoms mit rationalen Koeffizienten, d.h. es gilt keine<br />

Gleichung der Gestalt<br />

π n + qn−1π n−1 + . . . + q1π + q0 = 0 mit qn−1, . . . , q0 ∈ Q und n ≥ 1.<br />

Reelle Zahlen, die nicht algebraisch sind, heißen transzendent, lateinisch<br />

für “überschreitend”, da ihre Behandlung “die Grenzen der Algebra überschreitet”.<br />

Die Transzendenz von π wurde 1882 von Lindemann in Freiburg<br />

bewiesen. Seine Büste steht im vierten Stock des Mathematischen Instituts.<br />

Er war übrigends Hilbert’s Doktorvater.<br />

2.5 Grenzwerte von Reihen<br />

Definition 2.5.1. Sei (ak)k∈N eine Folge reeller Zahlen. Der Ausdruck<br />

∞<br />

k=0<br />

ak

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