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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Als Hector damals im Sommer ‘44<br />

‘ erfuhr, dass Joan dem Bossard<br />

in die Hände gefallen war, ließ er alles stehen und liegen und trommelte<br />

uns zusammen, um zu seiner Rettung auszuziehen, Pierre<br />

zerrte er mitten aus einer Vorlesung heraus… Ich habe ihn nie<br />

stolzer erlebt als an diesem Tag, als er, Hector Degrelho, Joan lou<br />

Pastredas Leben rettete.<br />

Der Joan war in einem furchtbaren Zustand, als wir ihn befreiten,<br />

und Beatrix ging davon aus, dass er sterben würde. Aber Hector<br />

weigerte sich, das zu akzeptieren. Er saß drei Tage und drei<br />

Nächte an Joans Lager und wachte über ihn, bis sich abzeich nete,<br />

dass er überleben würde. Später dann, als es Joan besser ging,<br />

verbrachten sie Stunden mit disputieren. Es war erstaunlich. <strong>Die</strong><br />

gesellschaftliche Kluft zwischen ihnen hätte größer nicht sein können<br />

– der eine ein gebildeter Adliger, Sohn eines reichen Baroun,<br />

der andere ein geflohener Leibeigener, der nicht einmal seinen<br />

Namen schreiben konnte. Aber irgendwie waren sie – seelenverwandt,<br />

anders kann ich es nicht ausdrücken. Für mic h ist es das<br />

tragischste Detail dieser ganzen unglückseligen Geschichte, dass<br />

Joan für den Mord an Hector hingerichtet wurde.» Couvencour<br />

schwieg einen Moment, dann sagte er: «Das war wie gesagt 1544.<br />

Im selben Jahr starb Hectors Vater und vermachte Hector testamentarisch<br />

die Barounie, während Archimède mit Santo Anno dis<br />

Aupiho bedacht wurde. Von diesem Moment an zog Archimède<br />

sich von uns zurück. Hector dachte, es läge daran, dass Santo Anno<br />

so weit entfernt war und Archimède so viel zu tun hätte. Doch ich<br />

wusste, dass Archimède krankhaft neidisch auf seinen Bruder war<br />

und meinte, dass die Barounie eigentlich ihm zugestanden hätte.<br />

Ich warnte Hector, ihm nicht über den Weg zu trauen, aber Hector<br />

fand die Vorstellung, dass sein eigener Bruder ihm aus purer Habgier<br />

Schaden zufügen wollte, schlichtweg absurd. Und dann wurde<br />

Philippe verraten.»<br />

«Von Archimède?», fragte Fabiou.<br />

«Ich habe keine Ahnung», seufzte Couvencour. «Eine Menge<br />

Leute kamen in Frage.»<br />

«Aufjeden Fall ahnte Maynier, wer Philippe und seiner Frau zur<br />

Flucht verholfen hatte, und <strong>des</strong>halb brachte Philippes Verschwinden<br />

ihn nicht nur endgültig gegen alle Andersgläubigen auf, son-<br />

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