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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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<strong>Die</strong> Veranstaltung begann gegen elf Uhr vormittags mit dem<br />

erwähnten Festmahl in einem eigens dazu im Garten errichteten<br />

Pavillon, und die Auserwählten, die daran teilhaben durften,<br />

schwärmten noch Wochen später von den Köstlichkeiten, die dort<br />

serviert worden waren, und von den raffinierten Effekten, durch<br />

die das Mahl seine besondere Note erhielt – so wurde als Vorspeise<br />

eine riesenhafte Fleischpastete in Form eines Schweines serviert,<br />

und zum Dessert regnete es kandierte Früchte aus dem Baldachin.<br />

<strong>Die</strong> gewöhnlichen Gäste waren auf drei Uhr nachmittags geladen,<br />

und die Castelblancs, wie alle bestrebt, ja nicht als erste da zu sein,<br />

trafen gegen halb vier auf dem Landgut der Mancouns ein, nach<br />

einer ereignislosen und relativ heißen Fahrt durch die sonnenüberglänzten<br />

Felder und Wiesen, die Ais von jenem Ort trennten. Vor<br />

dem eleganten Schlösslein im italienischen Stil drängte sich bereits<br />

Kutsche an Kutsche, während livrierte <strong>Die</strong>ner herbeispran gen, um<br />

die Türen zu öffnen und den Damen nach draußen zu helfen.<br />

<strong>Die</strong> Mancoun empfing sie im Garten, der in der Tat überwältigend<br />

war. Von dem Punkt aus, an dem die Mancoun ihre Gäste<br />

erwartete, fiel das Gelände nach Süden hin ab, was eine beeindruckende<br />

Aussicht bot über die geometrisch angelegten Beete und<br />

Terrassen, die kerzengeraden, bekiesten Wege, die den Garten<br />

durchzogen als ein kompliziert durchdachtes Gitternetz, die zierlichen,<br />

von römischen Säulen überschatteten Marmorstatuen, die<br />

dem Beschauer die Illusion vermittelten, sich in die Palastanlage<br />

eines antiken Herrschers verirrt zu haben, und die Brunnen mit<br />

den disziplinierten Wasserspielen, von denen aus das Wasser in feinen<br />

Kanälen an den Wegesrändern entlang plätscherte.<br />

<strong>Die</strong> Mancoun war eine Dame um die fünfzig, die ihre schwindende<br />

Schönheit mit einer überwältigenden Wucht aus Seide und<br />

Juwelen zu überspielen versuchte. Das goldbesetzte Kleid und die<br />

Edelsteine, die ihre Hände, ihren Hals und ihr Haar zierten, trieben<br />

der Dame Castelblanc vor Neid und Scham über ihre eigene Aufmachung<br />

die Tränen in die Augen, doch die Mancoun war souverän<br />

genug, sie mit der gleichen Aufmerksamkeit wie alle übrigen Gäste<br />

zu begrüßen. «Sehr verehrte Dame Castelblanc, darf ich vorstellen,<br />

Seigneur St. Barthelmy, der Intendant <strong>des</strong> Königs, ihre Eminenz<br />

Jean de St. Chamond, Bischof von Aix, Seigneur Servan, unser ver-<br />

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