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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ist es ein schreckliches Erlebnis, von einem Mörder angegriffen zu<br />

werden und eine Altersgenossin ermordet zu finden, dennoch hatte<br />

er das Gefühl, dass das alleine nicht ausgereicht hätte, Cristino in<br />

einen solchen Zustand zu versetzen.<br />

«Nichts ist los, nichts!» Cristino lachte ihr überdrehtes Lachen.<br />

«Es geht mir gut.»<br />

«Cristino, hör auf damit! Es geht dir überhaupt nicht gut! Du<br />

hast To<strong>des</strong>angst!»<br />

Cristinos Lachen riss ab. Ihr Gesicht nahm die Farbe gelöschten<br />

Kalks an. «Ich werde sterben», sagte sie mit bebender Stimme. «Das<br />

ist meine Bestimmung.»<br />

«Das ist doch Unsinn!»<br />

«Nein, ist es nicht! <strong>Die</strong> Wahrsagerin hat es in den Karten<br />

gelesen!»<br />

«Wahrsagerei!» Bruder Antonius verdrehte die Augen.<br />

«Deshalb ist Agnes zu mir gekommen», erklärte Cristino. Ihre<br />

Lippen zuckte. In ihren Augen standen Tränen. «Sie hat esgewusst.<br />

Ich werde sterben wie sie.»<br />

«Cristino», er fasste sie an den Händen, «du hast etwas Furchtbares<br />

durchgemacht. Aber man kann damit leben, glaube mir. Ich<br />

werde dirdabei helfen.Gott wirddirdabei helfen. Dubist niealleine,<br />

Cristino, nie, Gott ist immer bei dir. Er war da, als dieser Mann<br />

in jenem Gang dich überfallen hat, und er war auch bei Alessia, als<br />

sie starb. Du musst immer daran denken, dass er da ist, Cristino.<br />

Du brauchst keine Angst zu haben!»<br />

«Du hast gut reden!», schrie Cristino. «Du weißt dochgar nicht,<br />

was Angst ist!»<br />

Bruder Antonius biss sich auf die Lippen. Er sagte nichts.<br />

Der nächste Besucher war Alexandre de Mergoult, und hätte<br />

Frederi die Tür geöffnet, wäre er wahrscheinlich ebenso hochkantig<br />

‘rausgeflogen wie zuvor Arnac de Couvencour. Doch wer zur<br />

Tür kam, als der Pförtner rief, war Onkel Philomenus, und dieser<br />

war sehr angetan davon, dass der natürliche Sohn <strong>des</strong> Parlamentspräsidenten<br />

seiner Nichte den Hof machte, und ließ ihn nur allzu<br />

gerne eintreten.<br />

Bruder Antonius verließ soeben Cristinos Zimmer, als Alexandre<br />

de Mergoult sich über den Gang näherte, und trotz <strong>des</strong> Dämmer-<br />

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