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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Ich schäme mich, Beatrix, ich schäme mich wirklich», sagte Frederi<br />

leise. «Aber ich liebe sie. Es tut mir leid, ich liebe sie einfach.»<br />

Unten knallte eine Tür. Beatrix war gegangen.<br />

Das Essen wurde in nahezu vollkommenem Stillschweigen eingenommen,<br />

obwohl Suso, die Köchin, sich wieder einmal selbst<br />

übertroffen hatte. Weder die Messe zugunsten <strong>des</strong> armen Senher<br />

Bossard noch Tante Beatrix’ Besuch fand noch ir gendeine Erwähnung.<br />

Das Einzige, was zu hören war, war ein gelegentliches Jammern<br />

von Catarino, die todunglücklich war, dass ihre Tante schon<br />

wieder gegangen war, und das schließlich ziemlich energisch von<br />

Frederi unterbunden wurde. Danach herrschte endgültig Grabesruhe<br />

an der Tafel. <strong>Die</strong> Stille weckte die Erinnerung an unangenehme<br />

Träume. Cristinobrachte kaum einen Bissen herunter.Und<br />

auch Fabiou schien mehr mit seinen eigenen Gedanken als mit dem<br />

üppigen Mahl vor seiner Nase beschäftigt.<br />

Endlich wurde die Tafel aufgehoben, die Damen Castelblanc und<br />

Auban zogen sich zurück, Onkel Philomenus verließ das Haus<br />

noch einmal, um sich mit «Freunden» zu treffen und das weitere<br />

Vorgehen bezüglich der Verfolgung der Antonius-Jünger zu erörtern.<br />

Er lud Frederi ein, ihn zu begleiten, doch der war seit seinem<br />

Gespräch mit Tante Beatrix ziemlich blass und in sich gekehrt und<br />

lehntedankendab.<br />

Fabiou war noch immer völlig in Gedanken versunken, als er<br />

wenig später über den Gang in Richtung seines Zimmers lief.<br />

Schwer zu sagen, was ihn mehr beschäftigte, die niederschmetternde<br />

Erkenntnis, dass seine Nachforschungen schlichtweg ins<br />

Leere führten, oder das eigentümliche Gespräch zwischen Beatrix<br />

und seinem Stiefvater, das er belauscht hatte und auf das er sich<br />

trotz intensiven Nachdenkens keinerlei Reim machen konnte. So<br />

brütete er vor sich hin, als er plötzlich die helle Stimme der Küchenmagd<br />

Beata hörte, die von rechts, aus Richtung der Küche zu<br />

kommen schien und gerade energisch erklärte: «Ja, Himmel, war er<br />

denn wirklich so schlimm, der Bossard, dass du ihm nicht mal ein<br />

Ave Maria gönnst?»<br />

«Pah!» Das war jetzt Suso, die Köchin. «Ich bin nicht aus Sant<br />

Francès weggegangen und hab’ mich als <strong>Die</strong>nstmagd in der Stadt<br />

verdingt, weil’s unter Senher Bossard gut leben war! Hat unser<br />

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