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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ansonsten sehr zugetan war. Aber ob Ais oder Aix – die Fahrt in<br />

die große Stadt war natürlich eine Gelegenheit. Der Aktionsradius<br />

der Familie Castelblanc war im Allgemeinen auf das Gebiet zwischen<br />

dem kleinen Luberoun und Vaucluso beschränkt, man kam<br />

selten weiter als bis Roubioun im Westen und Buous im Osten.<br />

Hierbefand sichder Freun<strong>des</strong>- und Bekanntenkreis, und Frederi de<br />

Castelblanc gehörte zu den Bodenständigen im Lande, die es nicht<br />

in die großen Städte zog und schon gar nicht zu so exotischen Orten<br />

wie Rom oder Augsburg oder wohin man sonst zur Zeit reiste.<br />

Am allerwenigsten nach Paris, womit Frederi sich in die Gruppe<br />

jener provenzalischen Landadligen einreihte, die es in Anbetracht<br />

der momentanen Neigung <strong>des</strong> Königs zu Kriegszügen für ratsamer<br />

hielten, ihn nicht zu sehr daran zu erinnern, dass es sie gab – sehr<br />

zum Ärger der jüngeren Generation, die Paris merveilleux und<br />

Kriegszüge grandiose fand und am liebsten gleich selbst gegen die<br />

Kaiserlichen ins Feld gerannt wäre, wenn die Herren Papas sich<br />

schon feige amheimischen Herd verkrochen.<br />

Nun war Frederi de Castelblanc mit seiner Einstellung bestimmt<br />

nicht allein, und kaum einer der jungen Adligen aus der<br />

Umgebung konnte mit beeindruckenden Geschichten über abenteuerliche<br />

Fernreisen aufwarten. Doch mit Ais war es freilich etwas<br />

anderes. <strong>Die</strong> besser gestellten der ortsansässigen Landadligen<br />

besaßen ein Haus in der Stadt und pflegten jeden Sommer einige<br />

Wochen dort zu verbringen, schon aufgrund der zahlreichen Festivitäten<br />

und gesellschaftlichen Großereignisse, die in dieser Zeit<br />

dort stattfanden und andenen teilzunehmen nicht nur ein Vergnügen,<br />

sondern einfach ein Muss war. Dass die Familie Castelblanc<br />

sich dieser Mode seit Jahren erfolgreich widersetzte, obwohl die<br />

Aubans, Familie der Dame Castelblanc, dort ein Stadthaus besaßen,<br />

wurde mit einem gewissen Unverständnis beobachtet. Dabei<br />

war die Dame Castelblanc einer Reise in die Stadt in keiner Weise<br />

abgeneigt; sie, die in Ais geboren und aufgewachsen war, litt sehr<br />

darunter, ihr Leben im hintersten Winkel der Provinz verbringen<br />

zu müssen, unter Menschen, die trotz ihres adligen Namens und<br />

ihres uralten Stammbaums im Grunde nicht mehr als Großbauern<br />

waren, verarmte Großbauern dazu, die in ihren groben Sitten, ihrer<br />

ungehobelten Sprache und ihrer Interesselosigkeit für alles, was<br />

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