04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bogen zu ihnen zurückzukehren. Obwohl es erst früher Nachmittag<br />

sein konnte, war die Wiese im Dämmerlicht versunken, und<br />

ringsum zuckten Blitze über dem Wald, gefolgt von fernen, aber<br />

noch hinreichend beängstigenden Donnerschlägen. Der Regen hatte<br />

wieder zugenommen – nicht dass es einen Unterschied machte,<br />

sie war sowieso nass bis auf die Haut, dennoch konnte sie sich kein<br />

ekelhafteres Gefühl vorstellen als das beständige Tropfen <strong>des</strong> Wassers<br />

aus ihren verunstalteten Haaren.<br />

Ihr Stolz war dann doch zu groß, als dass sie umgekehrt wäre,<br />

und so stakste sie in ihren Seidenschühchen jammernd durch das<br />

feuchte Gras, bis endlich, endlich der feste Hof erreicht war und ein<br />

<strong>Die</strong>ner auf sie zueilte, ihr einen Schirm über die triefenden Locken<br />

hielt und sie rasch zur Eingangstür geleitete. Doch es kam noch<br />

besser: kaum hatte sie die Schwelle überschritten, als ihr bereits<br />

ein besorgter Victor entgegengelaufen kam. «Cristino, da seid Ihr<br />

ja!», rief er erleichtert. «Wir haben uns schon Sorgen gemacht!<br />

Mein Gott, wie seht Ihr aus, Ihr Arme!»<br />

Endlich erhielt sie die ihrem Zustand angemessene Aufmerksamkeit.<br />

Cristino heulte halb vor Genugtuung. «Es war so furchtbar!»,<br />

schluchzte sie. «Mein Pferd ist durchgegangen und wäre<br />

beinahe in eine Schlucht gestürzt. Und ich bin so nass geworden,<br />

und ganz schmutzig, schaut nur! Und dann war Senher Couvencour<br />

richtig ekelhaft zu mir und hat mich alleine zurücklaufen lassen!»<br />

<strong>Die</strong> Kränkung darob ließ noch mehr Tränen in ihren Augen<br />

erscheinen.<br />

«Nun ist ja alles gut, Ihr seid ja da», beruhigte sie Victor. «Ich<br />

werde Euch ein Zimmer zeigen, wo Ihr Euch frisch machen könnt,<br />

und ich sage den <strong>Die</strong>nern Bescheid, dass sie Euch trockene Sachen<br />

bringen.»<br />

«Danke sehr», röchelte Cristino, die auf einmal ob der Aufregungen<br />

so geschwächt war, dass sie sich auf Victors Arm stützen<br />

musste, was dieser selbstverständlich bereitwillig zuließ. Der Tag,<br />

so schrecklich er begonnen hatte, schien allmählich doch an Qualität<br />

zu gewinnen.<br />

Cristinos Erleichterung hielt nicht allzu lange vor. Sie wankte<br />

gerade auf Victor gestützt, der bei näherem Hinsehen vielleicht<br />

doch nicht so unattraktiv war, über den düsteren Gang – die <strong>Die</strong>-<br />

467

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!