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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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skeptischer geworden war. <strong>Die</strong> Dame Castelblanc hing bittend und<br />

bettelnd an Catarinos Zimmertür – «Es ist eine wichtige Gesellschaft<br />

heute Abend, du musst mitkommen!» – während Catarino<br />

drinnen auf ihr Kopfkissen einschlug und brüllte, es ist so gemein,<br />

keiner versteht mich. Fünf Minuten, brüllte Frederi, und Cristino<br />

schlug ihre Schmuckdose auf und blickte auf das Medaillon, das<br />

dort auf dunklen Samt gebettet war, eine zierliche Mutter Gottes,<br />

ein lachen<strong>des</strong> Jesuskind, was, was kann da noch schiefgehen. <strong>Die</strong><br />

Tür zu Catarinos Zimmer öffnete sich und sie selbst kam heraus,<br />

die Augen gerötet, das Lippenrouge verschmiert, Himmel, wie<br />

siehst du aus, jammerte die Dame Castelblanc und winkte hastig<br />

nach der <strong>Die</strong>nerin, um ihre Tochter in Rekordzeit wieder in einen<br />

vorzeigefähigen Zustand zu bringen.<br />

Eine Minute, sagte Frederi.<br />

Eine halbe Stunde später saß die Familie endlich glücklich in<br />

der Kutsche, Frederi mit finsterer Miene, Catarino in rosé und mit<br />

trotzig verzogenen Lippen. <strong>Die</strong> Dame Castelblanc fächerte sich<br />

so aufgeregt Luft mit ihrem Pfauenfederfächer zu, als ob es ihre<br />

erste Festgesellschaft sei, und neben ihr strahlte Cristino verklärter<br />

als Maria beim Anblick <strong>des</strong> Verkündigungsengels. Auf ihrer<br />

Brust prangte mit silbernem Funkeln das Medaillon. «Das wird<br />

schön langweilig werden», nörgelte neben ihr Fabiou und zupfte<br />

unbehaglich am hochgeschlossenen Kragen seines neuen seidenen<br />

Wams herum. «Warum kann ich eigentlich nicht zu Hause bleiben?<br />

Ich will schließlich diesen Sommer nicht mehr heiraten.»<br />

«Du bist der Baroun von Bèufort, und es ist an der Zeit, dass du<br />

dich in der Gesellschaft sehen lässt, das habe ich dir schon x-mal<br />

erklärt!», sagte der Cavalié de Castelblanc gereizt. Seine Geduld<br />

war für diesen Tag offensichtlich erschöpft.<br />

«Aber eins sage ich gleich: ich fordere keines von diesen Hühnern<br />

zum Tanz auf», murrte Fabiou.<br />

Vor dem Haus der Ardoches reihten sich bereits die Kutschen<br />

aneinander, und die Kutscher lehnten tratschend an der Hauswand.<br />

Ein <strong>Die</strong>ner empfing die Familie und geleitete sie die Treppe<br />

hinauf.<br />

Der Festsaal war größer als in Castelblanc, was wahrlich keine<br />

Kunst war. <strong>Die</strong> Ardoches mochten alter Adel sein, doch finanziell<br />

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