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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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der Keyrié, der Hügellandschaft am Fuß der Mountagno St. Vitori.<br />

Zierde <strong>des</strong> Anwesens war eine ausgedehnte Gartenanlage im italienischen<br />

Stil, ein Umstand, der die Veranstaltung von ausgedehnten<br />

Festivitäten unter freiem Himmel geradezu aufdrängte. <strong>Die</strong>selben<br />

wurden seit Jahrzehnten alljährlich im Mai abgehalten und hatten<br />

einen Ruf, der sogar über die Grenzen von Ais hinausdrang<br />

und Gäste von Arle, Toulouse und gelegentlich sogar Marsiho anzog.<br />

Was nicht bedeutete, dass etwa kommen konnte, wer wollte.<br />

<strong>Die</strong> Mancoun hatten einen Ruf zu wahren und wählten ihre Gäste<br />

sorgfältig aus; wer nicht altem, traditionsreichem Adel entsprang,<br />

musste entweder einen einflussreichen Posten in Stadt, Staat oder<br />

Kirche oder zumin<strong>des</strong>t eine dicke Geldbörse vorweisen können.<br />

Einladungen waren infolge<strong>des</strong>sen begehrt; sie zeigten, dass man<br />

dazugehörte, und sie eröffneten die Möglichkeit, Kontakte mit hohen<br />

Persönlichkeiten aller Art zu schließen, eine aparte Mischung<br />

aus Heiratsmarkt und Karrierebörseder lokalen Oberschicht.<br />

Besonderen Reiz gewannen jene Veranstaltungen dann auch<br />

durch die regelmäßige Anwesenheit hochgestellter Persönlichkeiten.<br />

Unter den Gästen befanden sich stets die Konsuln und die<br />

Präsidenten <strong>des</strong> Parlaments, ebenso der königliche Intendant, der<br />

päpstliche Nuntius und der Bischof von Sant Sauvaire. Daneben<br />

waren oft Mitglieder <strong>des</strong> königlichen Hofes anwesend, die so funkelnde<br />

Namen wie Montmorency und Guise trugen und mit Titeln<br />

wie Duc oder Prince protzen konnten. Einmal, vor 25 Jahren<br />

ungefähr, hatte sich sogar König François auf der Reise durch die<br />

südlichen Provinzen selbst die Ehre gegeben, und er war, wie man<br />

heute noch erzählte, sehr angetan gewesen.<br />

Ganz so erlauchte Gäste waren dieses Jahr freilich nicht zu erwarten,<br />

zwar waren Mitglieder einer königlichen Familie geladen,<br />

aber nicht die von Frankreich, sondern nur die von Navarra, die<br />

sich auf der Reise nach dem Piemont befanden, aber immerhin. Es<br />

hatte im Vorfeld einiges an Geredegegeben, schließlich trugen sich<br />

die Béarner seit einiger Zeit zunehmend mit dem Gedanken, zum<br />

Protestantismus überzutreten, und in Ais, wo man noch dem rechten<br />

Glauben anhing und Protestanten eigentlich nur an der Pinie<br />

auf der Plaço dis Jacobin aufgeknüpft sehen wollte, kam es einem<br />

mittleren Skandal gleich, sich mit Gesinnungsgenossen dieses ket-<br />

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