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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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murmelte Catarino. «Catarino, du vergisst dich», tadelte die Dame<br />

Castelblanc.<br />

Wenn Fabiou viele Jahre später, in den Zeiten <strong>des</strong> Bürgerkriegs,<br />

an die Provence seiner Kindheit denken sollte, so war es die Provence,<br />

wie sie sich an jenem Morgen präsentierte: frisch, üppig,<br />

sonnig, getönt in Ocker, Grün und Gold, das Licht schillernd in den<br />

Blätternder knorrigen Olivenbäume,dieden Weg säumten, Pinien<br />

und Laubbäume am Wegesrand, durch die die Sonne ein Streifenmuster<br />

aufden schattigen Weg malte, blühende Kirsch- und Apfelbäume,<br />

und über allem der Geruch von Rosmarin, Thymian und<br />

Frühling. Es war ein Morgen wie ein Wunder, ein Morgen, in dem<br />

sich Augenblick und Ewigkeit berührten, der die Schönheit, die<br />

Fröhlichkeit, das Lachen in sich barg wie ein Schrein eine kostbare<br />

Reliquie. Fabiou kramte nach dem Schreibbüchlein und dem Kohlestift<br />

und steckte sie wieder ein, aus Angst, das Schreiben könnte<br />

ihn in der Betrachtung der Schönheit dieses Tages stören, und so<br />

saß er nur seufzend auf seinem Falben und betete zu Gott und Jesus<br />

und der Jungfrau Maria und allen Musen, dass ihm dieser Tag<br />

ein Leben lang im Gedächtnisbleiben würde.<br />

Seine Gebete wurden im Übrigen erhört. Aus unterschiedlichen<br />

Gründen.<br />

Sie setzten bei Cadenet über die Durenço und folgten der Straße<br />

nach Süden. <strong>Die</strong> Stimmung war gut, die <strong>Die</strong>nstboten grölten bereits<br />

wieder «Aqueli mountagno», nur gelegentlich von einem «Täterä»<br />

oder einem «Zum Angriff!» von Frederi Jùli unterbrochen.<br />

Ais näherte sich mit Riesenschritten. Es wurden Wetten abgegeben,<br />

wie schnell die Stadt jetzt bereits auf einem Pferd im Galopp<br />

zu erreichen sei; der Comte de Trévigny behauptete, in einer halben<br />

Stunde, und Fabiou schätzte, in einerdreiviertel, hauptsächlich,<br />

um Trévigny zu widersprechen. «Hoffentlich ist nachher auf der<br />

Straße von Seloun nicht zu viel los», gab der Baroun de Buous zu<br />

bedenken. «Da ist um die Jahreszeit immer einiges an Volk unterwegs,letztes<br />

Jahr sind wir über eine Stunde lang hinter so ein paar<br />

blöden Ochsenkarren hergezuckelt, ichbin fast wahnsinnig geworden.<br />

Der Handelsverkehr wird wirklich mit jedem Jahr mehr.»<br />

«Jaja, heutzutage …», seufzte die Dame Castelblanc, die das Gespräch<br />

mithörte, und Catarino verdrehte die Augen.<br />

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