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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Zeit.» Und bevor Fabiou es verhindern konnte, fasste die schmutzverklebte<br />

Hand <strong>des</strong> Alten nach der seinen und schob ihm etwas<br />

zwischen die Finger.<br />

Der Regen stürzte wie ein Vorhang herab und verschluckten den<br />

Bauern, der in den Sturm hinaus rannte. Fabiou stand auf der Türschwelle<br />

und starrte auf seine Handfläche, auf der ein eingerollter,<br />

papierdünner Holzspan lag, so breit wie sein Daumen lang, mit<br />

unglaublicher Sorgfalt von seinem Untergrund abgehobelt. Vorsichtig,<br />

um die zarte Schicht nicht zu zerbrechen, fasste er ihn mit<br />

den Fingern und rollte ihn auseinander.<br />

Es war Joan lou Pastres Vermächtnis.<br />

Auf dem hauchdünnen Span stand in rußschwarzer, krakeliger<br />

Schrift:<br />

SANTONOU<br />

***<br />

Loís kam bis zu einer kleinen Lichtung in Rufweite <strong>des</strong><br />

Degrelho’schen Anwesens. Dort nahmen die dunklen Flecken dann<br />

überhand, die wie Linsensuppe aussahen und von allen Seiten in<br />

sein Gesichtsfeld fluteten; er drückte Cristino so fest an sich, wie er<br />

konnte, und sackte auf die Knie.<br />

Sie wimmerte leise, als ihre Füße das nasse Gras berührten. «Ich<br />

will nach Hause», schniefte sie.<br />

«Gleich», murmelte Loís. Der Regen hatte nachgelassen, war bereits<br />

zu schwach, das Blut abzuwaschen, das aus einer Platzwunde<br />

an seiner Stirn rieselte, und darunter war sein Gesicht so grau wie<br />

Mörtel.<br />

«Ich will nach Hause», schluchzte Cristino.<br />

Loís war zur Seite gesunken, gegen einen Baum. Er atmete<br />

hastig. «Es ist … nicht mehr weit», flüsterte er, «nicht mehr weit,<br />

Cristino.»<br />

Sie weinte. Sie hatte Angst, ihr war kalt, ihre Kleider trieften vor<br />

Nässe. «Lass mich nicht allein, Loís», schluchzte sie und klammerte<br />

sich an ihn wie eine Ertrinkende. «Lass mich bitte nichtallein!»<br />

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