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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Cristino saß in einem fremden Frisierzimmer in einem fremden<br />

Haus, ließ sich von einer fremden Kammerzofe die Haare machen,<br />

und das Einzige, was zu ihr gehörte, war das roséfarbene Ballkleid,<br />

das hinter ihr an einem Kleiderbügel hing.<br />

Sie war starr vor Angst. Es war nicht das Gewitter, das noch immer<br />

vor dem Fenster tobte, so unangenehm das sein mochte. Was<br />

immer es war, es hatte mit dem glühenden Blick <strong>des</strong> Vogels auf<br />

dem Wappen begonnen und verfolgte sie seitdem auf Schritt und<br />

Tritt.<br />

Das seltsame Gefühl, all dies schon einmal erlebt zu haben.<br />

Selbst hier, in diesem Raum, umsorgt von der Kammerzofe, ließ<br />

es nicht nach. Es war, als hielten die Wände Zwiesprache mit ihr,<br />

als flüsterten Truhen, Schränke, Tische und Stühle beständig, willkommen,<br />

Cristino, wir haben dich bereits erwartet.<br />

Sie versuchte, die Stimmen zu übertönen, indem sie eine Melodie<br />

vor sich hinsummte. Irgendetwas, eine Ballmusik, die an zarte<br />

Tänzerinnen in himmelblauen Spitzenkleidern erinnerte. Sie versuchtean<br />

etwasanderes zu denken. An Arnac de Couvencour zum<br />

Beispiel, dieses Ungeheuer, das keine Ahnung hatte, wie man sich<br />

einer Dame gegenüber zu benehmen hatte. In der Hölle sollte er<br />

braten, dieser Mistkerl, der sie einfach schutzlos im Wald stehen<br />

ließ! Als ob sie etwas dafür konnte, dass Mergoult derart außer<br />

Fassung geraten war! Das Ganze war ein Missverständnis und<br />

nichts weiter, und Arnac tat so, als habe sie es mit Bedacht getan!<br />

Mistkerl! Um Loís, einen <strong>Die</strong>ner, machte er sich Gedanken, aber sie<br />

selbst behandelte er wie … wie … ach, keine Ahnung, wie!<br />

Loís.<br />

Er hättesterben können.<br />

Sie schüttelte heftig den Kopf, was die <strong>Die</strong>nerin als ein Zeichen<br />

ansah, mit dem Frisieren aufzuhören, und fuhr fort, besagte Melodie<br />

vor sich hinzusummen. <strong>Die</strong> Zofe griff nach dem Schminkpinsel<br />

und begann, ihr weißes Puder auf das Gesicht aufzutragen.<br />

Cristino blinzelte etwas, als Puder in ihre Augen staubte. Blöder<br />

Couvencour. Ich rede kein Wort mehr mit ihm, dann wird er sehen,<br />

waser davon hat!<br />

Schließlich war das Puder auf dem Gesicht verteilt, das Rouge<br />

aufgetragen und Cristinos Gesicht somit wieder in einem Zustand,<br />

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