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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Frederi hatte das Pferd losgelassen, es stapfte schnaubend über<br />

den Hof. Madaleno weinte. Philomenus ließ seine Kusine los. «Es<br />

waren Ketzer!», schrie er. «Sie hatten es verdient! Ketzer waren<br />

sie!» Er stolperte rückwärts, sein Gesicht war weiß wie der Mond.<br />

«Ich hatte doch keine andere Wahl! Es ging um die Ehre unserer<br />

Familie! Wir wären für alle Zeiten diskreditiert gewesen! Wir wären<br />

… wir wären vielleicht sogar ebenfalls der Ketzerei beschuldigt<br />

worden! Oh Gott, Beatrix, ich hatte doch keine andere Wahl!»<br />

Fabiou hatte immer noch die Arme verschränkt. «Wir müssen<br />

zu Cristino», sagte er mit unsicherer Stimme. «Sie ist in Gefahr.<br />

Vater, hörst du mich?»<br />

Frederi bewegte fahrig den Kopf in seine Richtung. Und draußen<br />

von der Straße rief einer: «Also, wo ist er jetzt, der Ketzer?»<br />

Alles drehte sich um. Über all dem Geschrei hatte keiner die gut<br />

zehn Leute kommen hören, die da vor der Hofeinfahrt standen, allen<br />

voran der Pförtner, der jetzt stolz auf seinen Herrn zueilte, daneben<br />

Alest von der Inquisition mit mehreren seiner Leute, Mèstre<br />

Crestin, der Arquié Laballefraou und, hoher Besuch, Docteur Vascarvié,<br />

der Sonderbeauftragte <strong>des</strong> Parlaments.<br />

Philomenus ließ Beatrix stehen und eilte auf die Herrschaften<br />

zu. Sein Gesicht war schweißnass. «Docteur… verzeiht, es lag<br />

nicht in meiner Absicht, Euch in Eurer Nachtruhe zu stören, die<br />

Anwesenheit von Mèstre Alest hätte durchaus gereicht… Es geht<br />

um diesen Couvencour, gegen den eine Anklage wegen Ketzerei<br />

vorliegt…»<br />

«Meine Anwesenheit ist durchaus begründet, Senher», sagte<br />

Vascarvié kühl. «Also, wo ist der Ketzer?»<br />

«Nun, ähm, fort.»<br />

«Fort? Wie fort?», fragte Vascarvié entgeistert.<br />

«Er sagte, er wolle nach Santo Anno dis Aupiho, vielleicht wenn<br />

Ihr ihm nachreitet…»<br />

Vascarvié lachte trocken. Crestin warf ihm einen ärgerlichen<br />

Blick zu. «Ich bezweifle, dass wir den Ketzer in Richtung Aupiho<br />

finden werden, wenn er das so deutlich sagt. Vermutlich ist er<br />

in der Gegenrichtung unterwegs. Schade, allerdings.» Er seufzte<br />

und rieb sich die Augen. Offensichtlich hatte man ihn tatsächlich<br />

aus dem Bett geholt. «Sehr schade, wirklich. Es ist nämlich nicht<br />

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