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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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nungsvoll. «Da waren diese beiden Freunde, die vor vielen, vielen<br />

Jahren gemeinsam ins Heilige Land auf den Kreuzzug zogen. Sie<br />

erlebten viele Gefahren miteinander, und jeder hatte dem anderen<br />

schon ein paar Maldas Leben gerettet, und sie waren einander näher<br />

als Brüder. Als sie nach Jahren in ihre Heimat zurückkehrten<br />

und ihre Wege sich trennen mussten, da verabredeten sie, dass sie<br />

sich nach genau einem Jahr im Haus <strong>des</strong> einen wiedertreffen und<br />

um Punkt Mitternacht mit einem Glas Wein auf ihre Freundschaft<br />

anstoßen wollten.<br />

Das Jahr verging. Am vereinbarten Tag machte sichder Erste zur<br />

Burg<strong>des</strong> anderen auf. Doch als er dort ans Tor klopfte und um Einlass<br />

bat, er wolle den Herrn <strong>des</strong> Hauses besuchen, da öffneten ihm<br />

die <strong>Die</strong>ner mit Tränen in den Augen, denn der Freund war wenige<br />

Tage zuvor an einem Fieber gestorben.<br />

Der Ritter war traurig. Im Andenken an seinen Freund und an<br />

die Vereinbarung, die sie getroffen hatten, beschloss er, die Nacht<br />

in der Gruft neben dem Sarg <strong>des</strong> anderen zu verbringen und um<br />

Mitternacht ein Glas Wein auf ihn zu trinken. So wollte er sein<br />

Versprechen halten.<br />

Gesagt, getan. Als die Turmuhr Mitternacht schlug, stand er neben<br />

dem Sarg, füllte Wein aus einer Flasche in einen Becher, und<br />

mitden Worten, aufdich, mein Freund, führte er es andie Lippen.<br />

Doch in dem Moment, als der zwölfte Schlag verklang, geschah es:<br />

der Sargdeckel klappte auf, und heraus trat, in voller Rüstung, das<br />

Schwert gegürtet,der Tote, einen Becher in der Hand haltend, und<br />

sagte, schenk ein, mein Freund, ichbin hier, um mitdir zu trinken.<br />

Der Ritter erschrak zunächst,doch er konntedie Bitte seines toten<br />

Freun<strong>des</strong> ja schlecht abweisen, und so schenkte er ihm ein, und<br />

sie tranken zusammen. Aus einem Glas wurden zwei, aus zweien<br />

vier, und irgendwann war die ganze Flasche leer. In diesem Moment<br />

hörte man den Schlag der Turmuhr, die ein Uhr ankündigte,<br />

und ebenso plötzlich, wie der Tote erschienen war, verschwand er<br />

wieder in seinem Sarg, und der Deckel schloss sichhinter ihm.<br />

Der Ritter wurde plötzlich von Grauen erfasst. Er stürzte die<br />

Treppe hinauf und rief nach den <strong>Die</strong>nern, aber niemand antwortete<br />

ihm. Am Kopf der Treppe stieß er eine Tür auf und stürzte<br />

nach draußen. Doch entsetzt musste er feststellen, dass er nicht<br />

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