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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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dass auch Cristou sie begehrte; der ebenso wenig gezögert hätte,<br />

hätten sie ihm angeboten, an Cristous statt zu sterben; und der<br />

dann doch nur hilflos zusehen konnte, wie Cristou in den Mühlen<br />

der Inquisition verschwand.<br />

«Ich habe ihn geliebt, Fabiou!», sagte Frederi, die Hand in sein<br />

Haargekrallt, als ob er es sich vom Kopf reißen wollte. «Ich konnte<br />

doch nicht zulassen, dass er stirbt wie Pierre! Oh Gott, Fabiou, das<br />

hätte ich nicht ertragen!»<br />

Menschen sind zu vielem bereit, wenn es um Liebe geht. Loís<br />

hatte sich aus Liebe zu Cristino ihrem durchgegangenen Pferd in<br />

den Weg geworfen. Bruder Antonius hatte gelogen aus Liebe zu<br />

Janot. Louise Degrelho war aus Liebe zu der kleinen Agnes alleine<br />

nach Santo Anno dis Aupiho geritten, um sich einer bis an die Zähne<br />

bewaffneten Bande von Söldnern entgegenzustellen.<br />

«Ich habe versucht, ihn umzustimmen», sagte Frederi. «Ich habe<br />

ihm gesagt, dass es selbstsüchtig sei, an dieser Religion festzuhalten,<br />

dass er eine Familie habe, die ihn brauche, aber Cri stou hat<br />

gesagt, es ist mein Glaube, er hat mir geholfen in denguten Tagen,<br />

jetzt kann ich ihn nicht beim ersten Anzeichen von Gefahr verraten.<br />

Er hat mich gefragt, ob ich meinen Glauben verraten würde,<br />

an seiner Stelle, und, Fabiou, ich wusste nicht einmal, was ich ihm<br />

darauf antwortet sollte! Ich wusste nur, dass ich ihn liebte und dass<br />

ich niemals ertragen könnte, dass sie ihm etwas antaten. Und Pierre…<br />

mein Gott, Pierre… Jesus, Fabiou, ich bin dort gewesen!»,<br />

stieß Frederi hervor, <strong>des</strong>sen Gesicht so grau war wie die Mauer, an<br />

die er sich klammerte, seine Augen Spiegel eines Grauens, für das<br />

es auch nach dreizehn Jahren noch keine Worte gab. «Ich war bei<br />

Pierre! Ich habegesehen, wie sie ihn ganz langsam zerstört haben,<br />

Tag für Tag etwas mehr, bis ich nur noch darum beten konnte, dass<br />

er endlich sterben würde! Oh Gott, Fabiou!»<br />

Fabiou wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn<br />

und fragte sich, ob der Tag heute wieder so heiß werden würde<br />

wie gestern. Das Wort «gestern» hallte eigentümlich durch seinen<br />

Geist. Gestern schien hundert Jahre her zu sein.<br />

«Ich habe Cristou davon erzählt, als Pierre tot war», sagte Frederi.<br />

«Gott, ich war so naiv zu glauben, dass er nachgeben würde,<br />

wenn ich ihm nur genügend Angst machte. Aber natürlich war das<br />

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