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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Jahren, mit fünfundzwanzig oder so, würde ein Lungenleiden sie<br />

dahinraffen und Mann und <strong>Kinder</strong> weinend an ihrem Grab zurücklassen.<br />

Das würde ihr das Fegefeuer ersparen, und die Krähen,<br />

und das Vergessen, die Liebenden würden zu ihrem Grab pilgern<br />

und flüstern, das ist sie, sie lebte und starb für eine unerfüllbare<br />

Liebe, und sie würden weinend vor ihrem Stein knien und beten<br />

für ihr ewiges Seelenheil.<br />

Mir ist schlecht, sagte Frederi Jùli.<br />

In Sekunden waren die Pferde gestoppt, die Tür geöffnet, Frederi<br />

Jùli aus der Kutsche gehoben und an den Straßenrand verfrachtet,<br />

wo er sich über einen Busch erbrach. Das liegt nur an diesen unmöglichen<br />

Straßen hier, gepflasterte Straßen sollte es geben, wie<br />

in der Stadt, schimpfte die Dame Castelblanc, während der Cavalié<br />

höchstpersönlich seinem Sohn mit einem feuchten Tuch das Gesicht<br />

abwischte. Eine Pause, wir machen eine kleine Pause, sa gte<br />

er.<br />

Alles kletterte aus den Wagen. <strong>Die</strong> <strong>Die</strong>ner ließen sich am Straßenrand<br />

nieder, packten ihren Reiseproviant aus.<br />

Cristino stieg aus der Kutsche. Vor ihr das Feld, grüne Keime und<br />

roter Klatschmohn, wie in Trance stolperte sie über den unebenen<br />

Boden am Wegesrand. Von fern der Klang einer Kirchenglocke, die<br />

Zeit kündend und die Ewigkeit. Ein Rinnsal plätschernd zwischen<br />

zwei Feldern, das Spiegelbild darin war das tote Mädchen in der<br />

Durenço. Sie sank auf den Stamm eines umgestürzten Baumes und<br />

ließ die Welt vor ihren Augen verschwimmen.<br />

«Bonjour, Mademoiselle. Un matin éblouissant, n’est-ce pas?<br />

– Guten Tag, mein Fräulein. Ein wunderschöner Morgen, nicht<br />

wahr?»<br />

Cristino fuhr auf und starrte auf einen großen braunen Hengst,<br />

der den Kopf in den Graben gesenkt hatte und von dem klaren<br />

Wasser schlürfte. Und auf den Reiter auf dem Rücken <strong>des</strong> Tieres.<br />

Er war gekleidet nach der neuesten Pariser Mode, eng die Beinkleider,<br />

gebauscht die Rockschöße, dazu den weißen gefalteten<br />

Stehkragen, und darüber einen Mantel geworfen, der, obwohl<br />

von einfachem Schnitt und ohne unnötigen Zierat, aus feinstem<br />

blauen Samt war. Auf seinem hellen Haar thronte ein Federhut,<br />

keine bauschige Kappe, wie sie Frederi trug, nein, ein breitkrem-<br />

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