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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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überdauerte. Noch heute bat Loís Fabiou regelmäßig um Bücher<br />

zu allen erdenkbaren Themen, und während die anderen jungen<br />

<strong>Die</strong>nstboten ihre freien Abende in der Schenkeund mit mehroder<br />

weniger ordentlichen Frauenzimmern verbrachten, saß Loís beim<br />

Schein eines Kienspans in der Kammer, die er mit seiner Familie<br />

teilte, und las. Sehr zum Ärger seines Vaters, der nichts vom<br />

Lerneifer seines Sohnes hielt. Wozu soll unsereiner das brauchen,<br />

pflegte er zu sagen, unnützes Zeug ist das, du bist kein Bürgerssohn,<br />

der so etwas nötig hat!<br />

«Trotzdem», sagte Fabiou. «Utopia – das ist das freidenkerische<br />

Buch schlechthin. Und Maynier ist ja wohl der Letzte, den man einen<br />

Freidenker nennen kann. Dem traue ich eher zu, dass er einen<br />

vor Gericht schleift, wenn man so ein Buch in seinem Besitz hat.»<br />

Jean Maynier sank derzeit stündlich in Fabious Acht un g.<br />

«Nun, vielleicht hat er es sich gekauft, weil er sich eine persönliche<br />

Meinung über das Buch bilden wollte. Und der Preis – na ja,<br />

ich glaube, wenn der Gerichtspräsident sagt, er möchte einen Sonderdruck<br />

für den Preis von zwanzig Ecu, dann kann man schlecht<br />

nein sagen. Zumal wenn man Jude ist», meinte Loís. «Im Übrigen<br />

habt Ihr eines vergessen – Maynier hat das Buch nicht der Universität<br />

geschenkt, sondern jenem Magister Morus, wer immer das<br />

ist.»<br />

«Selbst wenn du recht hast – es bringt uns alles nicht einen<br />

Schritt weiter!», stöhnte Fabiou. «Wir wissen nicht, von wem die<br />

seltsame Widmung stammt, wir wissen nicht, für wen die seltsamen<br />

Namen stehen, wir wissen nicht, was Ingelfinger in diesem<br />

Buch gesucht hat, und vor allem wissen wir nicht, was das ganze<br />

mit dem Mord an Trostett zu tun hat. Wahrscheinlich gar nichts.<br />

Oh, Loís, es ist zum Verzweifeln!»<br />

«Beruhigt Euch, Baroun. Ihr habt doch immerhin eine Menge<br />

herausgefunden», widersprach Loís. «Das mit dem jungen Nicoulau,<br />

das ist doch eine vernünftige Erklärung für die Morde und<br />

erklärt, warum bei allen Leichen Santonou geschrieben stand.»<br />

«Aber dieses Schriftstück von Trostett ist noch genauso rätselhaft<br />

wie vorher», rief Fabiou. «Wofür hat Trostett sich geopfert?<br />

Und was ist mit dem Verrat und jenem furchtbaren Verbrechen<br />

gemeint?»<br />

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